handenen Defizite, u.a. mangelhafte Leistungsfahigkeit des Justizsystems und der of-
fentlichen Verwaltung, stark verbreitete Korruption sowie verschleppte Privatisierung
von Groβunternehmen aus dem Infrastrukturbereich. Wenn Lettland sein derzeitiges Re-
formtempo beibehalt, kann es ab 2005-2006 mit der EU-Mitgliedschaft rechnen.
Wirtschaftsentwicklung
Die ursprünglich mit einem bescheidenen Anstieg des BIP um real 0,1% im Jahr 1999 vor-
sichtig vorausgesagte Trendwende ist schlieβlich klar erkennbar geworden: Laut revidierten
Angaben des lettischen Amtes für Statistik betrug das reale BIP-Wachstum im Jahr
1999 1,1% gegenüber dem Vorjahr. Damit ist die lettische Wirtschaft nach einer kurzen Pha-
se der Konjunkturabschwachung infolge der Russlandkrise auf den Wachstumspfad zurück-
gekehrt. Die Entwicklung des BIP im Jahre 2000 hat alle Prognosen übertroffen. Mit einem
Anstieg des BIP um real 6,6% gegenüber 1999 hat die lettische Wirtschaft das beste Ergebnis
innerhalb des Baltikums erzielt. Das offiziell ausgewiesene BIP betrug 4,33 Mrd. Lats (7,15
Mrd. USD) in laufenden Preisen (lettische Experten beziffern die Schattenwirtschaft auf 40%
des offiziellen BIP). Eine Betrachtung gegenüber der entsprechenden Periode des Vorjahres
weist in allen Quartalen 2000 ein hohes BIP-Wachstum auf; im 4. Quartal lag es bei 8,7%.
Nachdem das BIP im Jahresverlauf im 1. Quartal 2000 zum Vorquartal um 1,4% gestiegen
ist, wuchs es im 2. Quartal um 4,9%. Allerdings kam es, nach einer kraftigen Zunahme bis
zur Jahresmitte, seither zu einer Verlangsamung; in den letzten beiden Quartalen 2000 er-
hohte sich das Wachstum um real 2,0% und 0,1% gegenüber dem Vorquartal. Nach den
jüngsten Informationen betrug das reale BIP-Wachstum im 1. Quartal 2001 1,0% gegenüber
dem Vorquartal und 8,2% gegenüber dem 1. Quartal 2000. Diese Zahlen bestatigen den
Wachstumstrend.
Die wirtschaftliche Erholung im Jahr 2000 wurde von allen Sektoren getragen. Beson-
ders hervorzuheben ist die ununterbrochen positive Entwicklung des Dienstleistungs-
sektors, der mit rd. 70% den hochsten Beitrag zum BIP leistet; er ist real um 7,1% ge-
genüber dem Vorjahr gestiegen. Unter den Dienstleistungen haben verschiedene Ge-
schaftsaktivitaten zugelegt: Kauf, Verkauf und Vermietung von Immobilien mit 13,6%,
Groβ- und Einzelhandel mit 9,6%, Hotel- und Gaststattewesen mit 7,3% sowie Trans-
port und Telekommunikation mit 7,2%. Ein noch starkeres Wachstum als der Dienst-
leistungssektor wies mit 8,4% das Bauwesen auf, allerdings liegt sein BIP-Beitrag bei
nur knapp 7%. Die verarbeitende Industrie, deren BIP-Beitrag sich wahrend der Sys-
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