Hemmnisse für die Vernetzungen von Wissenschaft und Wirtschaft abbauen



Zuwanderungen aus Mittel- und Osteuropa trotz Arbeitsmarktbarrieren deutlich gestiegen

Personen aus den neuen Mitgliedslandern erteilt.11
Dabei handelt es sich wohl zu einem erheblichen
Teil um kurzfristige Beschaftigungsverhaltnisse.
Von Sommer 2004 bis Sommer 2005 nahm die Zahl
der Auslander aus den mittel- und osteuropaischen
Landern im Alter ab 15 Jahren um 80 000 zu.12 Seit
2003 hat sie sich im Vereinigten Konigreich mehr
als verdoppelt. Allerdings ist dabei nicht vollig klar,
inwieweit sich die Bestandserhohungen aus nach-
traglichen Legalisierungen oder aus tatsachlichen
Zuflüssen ergaben.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Auf-
fassung der EU-Kommission durch empirische
Untersuchungen gestützt wird. Es kam nach der
EU-Erweiterung tatsachlich zu verstarkten Zu-
wanderungen in die Lander mit relativ freizügigen
Zugangsregelungen. Negative Auswirkungen auf
den Arbeitsmarkt der Einheimischen und das Sozial-
system konnten jedoch in allen bisherigen Untersu-
chungen nicht nachgewiesen werden. Vielmehr sind
tendenziell eher positive Effekte feststellbar.13

Vor diesem Hintergrund und angesichts der sich
verscharfenden Arbeitskrafteknappheit auf dem hei-
mischen Arbeitsmarkt bedürfen die Auswirkungen
der EU-Osterweiterung auf die Zuwanderungskon-
stellation in Deutschland einer naheren Analyse: Wie
ist die aktuell in Deutschland lebende auslandische
Wohnbevolkerung aus den neuen EU-Staaten Mittel-
und Osteuropas zusammengesetzt und okonomisch
integriert? Welcher Zuzug aus den Beitrittsstaaten
findet de facto heute bereits statt, und kann er einen
Hinweis darauf liefern, mit welcher „Qualitat“ von
Zuwanderern im Falle einer vorzeitigen Gewahrung
der vollen Freizügigkeit zu rechnen ware?

Polen dominieren

Abbildung 1

Auslander in Deutschland nach Herkunftsregionen

Ende 2006

In Millionen


1 Ohne Slowenien.

2 Staatenlos oder Staatsbürgerschaft unbekannt.

Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des DIW Berlin.            DIW Berlin 2007


zensus eignet sich wegen seiner groβen Fallzahlen
für die Analyse besser als andere Individualdaten-
satze. Allerdings lassen sich in diesem Datensatz nur
Personen mit auslandischem Pass aus vier der acht
mittel- und osteuropaischen Staaten identifizieren:
Polen, Tschechen, Slowaken und Ungarn. Diese
stellen allerdings etwa 90 % der in Deutschland
lebenden Auslander aus dieser Staatengruppe.

Im Folgenden werden zunachst Strukturdaten zum
Gesamtbestand der gegenwartig in Deutschland
lebenden Migranten aus den EU-Staaten Mittel- und
Osteuropas prasentiert. Datengrundlage sind verof-
fentlichte amtliche Statistiken und der Scientific-
Use-File des Mikrozensus von 2005.14 Der Mikro-

11 Blanchflower, D. G., Saleheen, J., Shadforth, C.: The Impact of
the Recent Migration from Eastern Europe on the UK Economy.
IZA Discussion Paper Nr. 2615, 2007.

12 Gilpin, N., Henty, M., Lemos, S., Portes, J., Bullen, C.: The Impact
of Free Movement of Workers from Central and Eastern Europe on the
UK Labour Market. Department for Work and Pensions, Working Paper
Nr. 29, 2006.

13 Zum Überblick vgl. Zaiceva, A., Zimmermann, K. F.: Migration Po-
tential and its Labor Market Impact after EU Enlargement. Siehe auch
Wadensjo, E.: Migrants from Eastern Europe in the Swedish Labour
Market sowie Hughes, G.: EU Enlargement and Labour Market Effects
of Migration to Ireland from Southern, Central and Eastern Europe.
Alle Papiere wurden (als Manuskript vervielfaltigt) beim Second IZA
Workshop: EU Enlargement and the Labor Market, September 2007, in
Bonn vorgetragen.

14 Der Mikrozensus ist eine seit 2005 gleichmaβig über das Jahr
verteilte Haushaltsumfrage, in der pro Jahr 1 % der Bevolkerung

Nach den Angaben des Statistischen Bundesam-
tes waren Ende 2006 im Auslanderzentralregister
530 000 Personen mit der Staatsangehorigkeit eines
mittel- oder osteuropaischen EU-Staates erfasst; dies
sind 8 % der insgesamt in Deutschland gemeldeten
Auslander (Abbildung 1).15 Der allergroβte Teil davon
(91 %) befand sich im erwerbsfahigen Alter, bei allen
in Deutschland lebenden Auslandern sind es „nur“ gut
80 %. Etwa jeder Fünfte in Deutschland lebende Bür-
ger eines mittel- oder osteuropaischen EU-Landes hat
einen deutschen Ehepartner.16 Der weit überwiegende
Teil dieser Immigranten (80 %) sind Frauen.

erfasstwerden soll. Der Scientic-Use-File ist eine 70%-Stichprobe der
Umfragedaten und umfasst eine halbe Million Falle.

15 Statistisches Bundesamt, Fachserie 1, Reihe 2, Auslandische
Bevolkerung, Ergebnisse des Auslanderzentralregisters 2006.

16 In die Berechnung sind auch die Kinder einbezogen worden, weil
es bei den Informationen über den Familienstand keine Aufgliederung
nach dem Alter gibt.

Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2007

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