Nach der Einführung von Arbeitslosengeld II: Deutlich mehr Verlierer als Gewinner unter den Hilfeempfangern
Abbildung
Arbeitslosenhilfe- und ALG-II-Empfanger
In Millionen Personen
Quelle: Bundesagentur für Arbeit. DIW Berlin 2007
menlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe auf die
personelle Einkommensverteilung der betroffenen
Gruppen analysiert werden konnen.3 Die Analyse
stützt sich auf Daten aus den Erhebungen 2005
und 2006 mit Einkommensangaben für die Jahre
2004 beziehungsweise 2005. Zur Abschatzung der
Reprasentativitat des SOEP bezüglich ALG-II/
3 Das SOEP ist eine reprasentative Wiederholungsbefragung privater
Haushalte, die seit 1984 jahrlich bundesweit durchgeführt wird. Vgl.
Wagner, G. G., Frick, J. R., Schupp, J.: The German Socio-Economic Panel
Study (SOEP) - Scope, Evolution and Enhancement. In: Schmollers Jahr-
buch, Journal of Applied Social Studies, Vol. 127 (1), 2007, 139-169.
Sozialgeld-Beziehern werden zum Vergleich Re-
gisterdaten der Bundesagentur für Arbeit (BA) für
2005 herangezogen (Tabelle 1).
Tabelle 1
Bezug von Arbeitslosengeld II im Jahr 2005 nach
unterschiedlichen Datenquellen
In Millionen
BA Jahresdurchschnitt |
IAB Summe der Falle |
SOEP Summe der Haushalte | |
Bedarfsgem |
einschaften |
Haushalte | |
Insgesamt |
3,72 |
5,08 |
3,74 |
Westdeutschland |
2,39 |
- |
2,29 |
64,20 % |
- |
61,14 % [56,61-64,92]1 | |
Ostdeutschland |
1,33 |
- |
1,45 |
35,80 % |
- |
38,86 % [35,08-43,39]1 | |
Personen in Bedarfsgemeinschaften |
Personen in Haushalten | ||
Insgesamt |
6,75 |
8,78 |
8,39 |
Westdeutschland |
4,44 |
- |
5,24 |
65,80 % |
- |
62,39 % [55,26-67,66]1 | |
Ostdeutschland |
2,31 |
- |
3,15 |
34,20 % |
- |
37,61 % [32,34-44,74]1 |
1 Werte in den eckigen Klammern entsprechen dem 93-Prozent-Konfidenzintervall.
Quellen: Bundesagentur für Arbeit (BA), Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), SOEP. DIW Berlin 2007
Bei den Zahlen des SOEP handelt es sich um
retrospektive Angaben zum Leistungsbezug des
Vorjahres. Damit sind alle diejenigen Haushalte
beziehungsweise Personen in Haushalten erfasst,
die angaben, im Jahr 2005 ALG II oder Sozialgeld
erhalten zu haben. Die Dauer des Bezugs ist dabei
unerheblich. Vergleichbare Informationen auf der
Basis von BA-Daten wurden bisher nur vom Insti-
tut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
Veroffentlicht.4 Diese in Spalte 2 ausgewiesenen
Werte geben die Zahl der Bedarfsgemeinschaften
beziehungsweise Personen in Bedarfsgemeinschaf-
ten wieder, die im Jahr 2005 zumindest zeitweise
Unterstützung erhielten. Da aber für diese Angaben
bisher keine Differenzierung nach Ost- und West-
deutschland vorliegt, wird zusatzlich auf Daten der
BA zur jahresdurchschnittlichen Zahl von ALG-II/
Sozialgeld-Beziehern zurückgegriffen.5
Für Personen in Bedarfsgemeinschaften decken sich
die SOEP-Daten zu 95 Prozent mit denen des IAB.
Eine groβere Abweichung zeigt sich hingegen bei
der Zahl der Bedarfsgemeinschaften. Zum einen
kann bei den SOEP-Daten nicht zwischen Haus-
halten und Bedarfsgemeinschaften unterschieden
werden; hinter einem Haushalt konnen sich mehrere
Bedarfsgemeinschaften verbergen. Zum anderen
werden in der BA-Statistik diejenigen Bedarfsge-
meinschaften mehrfach gerechnet, die nach einer
Unterbrechung erneut in den Leistungsbezug fallen.6
Im Hinblick auf die Verteilung der Leistungsbe-
zieher auf Ost- und Westdeutschland stimmen die
SOEP-Daten aber weitgehend mit den von der BA
ausgewiesenen Jahresdurchschnitten für 2005 über-
ein. Insgesamt bietet das SOEP damit eine für die
Fragestellung aussagekraftige Informationsgrund-
lage. Für die Untersuchung der Auswirkungen der
Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe
auf die personelle Einkommensverteilung wird die
Bevolkerung in fünf Gruppen unterteilt (Kasten).
Veranderung der Einkommenssituation
von Leistungsbeziehern
Die Zahl der Personen, die in Haushalten leben,
in denen mindestens eine Person Sozialhilfe oder
arbeitsmarktnahe Transferleistungen bezogen hat,
ist von 2004 auf 2005 nahezu stabil geblieben; in
4 Graf, T.; Rudolph, H.: Bedarfsgemeinschaften im SGB II 2005: Be-
achtliche Dynamik bei steigenden Empfangerzahlen. IAB-Kurzbericht,
23/2006, Nürnberg.
5 Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarkt 2005. Amtliche Nachrich-
ten der Bundesagentur für Arbeit, 54, (2006), Sondernummer.
6 Zur Diskrepanz zwischen Bedarfsgemeinschaften und Haushalten
vgl. Becker, I., Hauser, R.: Dunkelziffer der Armut. 2005.
754 Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 50/2007