Agrarwirtschaft 53 (2004), Heft 3
und Intensitat der Landnutzung sowie die Schaffung zu-
sâtzlicher Strukturelemente in der Agrarlandschaft. Die
einzelnen Szenarien sind wie folgt charakterisiert (vgl.
Abbildung. 2):
Abbildung 2. Naturschutzmaβnahmen Arten, Biotope,
Landschaftsbild
Status Quo: Über die Hâlfte der LN der Referenzbetriebe
im Untersuchungsgebiet besteht aus Ackerflâchen, der Rest
beinahe ausschlieβlich aus Auengrünland und sonstigem
Grünland.
Naturlandschaft-minimal: Der Flâchenanteil, der einer vom
Menschen (weitgehend) unbeeinflussten Entwicklung unter-
liegt (z.B. Auenwald, Nullnutzung = Sukzessionsflâche) wird
erhoht. Dies geschieht zu Lasten bisher landwirtschaftlich
genutzter Flâchen. Insgesamt werden rd. 60 % der von den
Referenzbetrieben im Untersuchungsgebiet bewirtschafteten
landwirtschaftlichen Nutzflâche (LN) umgewidmet.
Naturlandschaft-maximal : Diese MaBnahmen werden ver-
stârkt. Hier betrâgt der Anteil der umgewidmeten LN sogar
85 %.
Kulturlandschaft-minimal: Die Flâchenumwidmung in
nichtlandwirtschaftliche Nutzungen spielt eine eher unter-
geordnete Rolle. Stattdessen wird der Anteil extensiv ge-
nutzter Flâchen erhoht, vor allem durch Extensivierung
bisher intensiv genutzter Flâchen (z.B. Anlage von Acker-
randstreifen, Sâumen und Rohrichten sowie Obstbâumen
und Kopfbaumweiden). Darüber hinaus werden bestehende
Bewirtschaftungsauflagen (z.B. Vertragsnaturschutz auf
dem Grünland) modifiziert, um die Entwicklung bestimm-
ter Biotoptypen stârker zu fordern (z.B. Stromtalwiesen).
Kulturlandschaft-maximal: Hier werden diese Nutzungsân-
derungen verstârkt durchgeführt, was nun in etwas stârke-
rem MaBe zu Lasten der Ackerflache geht.
Alle Naturschutzszenarien sehen MaBnahmenpakete auf
ausgewâhlten Ackerstandorten vor, die vor allem dem
Bodenschutz dienen und in der Regel über das gesetzlich
geforderte MaB der guten fachlichen Praxis hinausgehen
(s.u.).
3. Auswirkungen auf die Landwirtschaft:
LP-Modelle für Referenzbetriebe
3.1 Methodik
3.1.1 Auswahl und Erfassung von Referenzbetrieben
Es wurden zunâchst konkrete Betriebe des Untersuchungs-
raumes ausgewâhlt („Referenzbetriebe“). Dabei handelt es
sich um eine weitgehend reprâsentative Stichprobe aus der
Grundgesamtheit derjenigen landwirtschaftlichen Betriebe,
welche Flâchen im Untersuchungsgebiet bewirtschaften.
Bei der Auswahl der Referenzbetriebe wurden folgende
Kriterien berücksichtigt: (1) Betriebsform, Rechtsform,
Betriebsgroβe, Landbauform (Betriebsreprasentativitat),
(2) Lage der Betriebsflâchen innerhalb des Untersuchungs-
gebietes (Standortreprasentativitat) sowie (3) Anteil der
erfassten Betriebsflache an der gesamten LN im Untersu-
chungsgebiet. Die ausgewahlten 9 Betriebe stellen etwa
7 % der Gesamtzahl der Betriebe und rund 22 % der LN im
Untersuchungsgebiet.
3.1.2 Das Modell
Für die Quantifizierung der Auswirkungen der Natur-
schutzszenarien auf die Landwirtschaft wird ein einzelbe-
triebliches lineares Programmierungsmodell eingesetzt. Es
besitzt die für Betriebsmodelle übliche Konfiguration
(Ahrens und Bernhardt, 2000).
Allgemeine Angaben: (1) Der Einzelbetrieb ist aus unter-
schiedlichen innerbetrieblichen Gebietskategorien zusam-
mengesetzt, die sich z.B. durch Nutzungsform, Anbauwür-
digkeit und Intensitat des Betriebsmitteleinsatzes unter-
scheiden. Die Gebietskategorien wurden auf der Grundlage
der oben erwahnten digitalen Flurkarte definiert. (2) Im
Modell werden mehr als 2 300 Variablen berechnet. Es sind
69 Verfahren der pflanzlichen und 19 Verfahren der tieri-
schen Erzeugung festgelegt. Zur Gestaltung einer tierge-
rechten Futterration sind weiterhin 56 wirtschaftseigene
oder zugekaufte Futtermittel mit ihren Nahrstoffgehalten
definiert. Das Modell enthalt etwa 1 600 Restriktionen. (3)
Samtliche relevanten agrarpolitischen Regelungen (z.B.
Flachenzahlungen und Tierpramien, Flachenstilllegung,
Lieferrechte) sind modelliert.
Basisjahr: Für die Untersuchung wurde das Jahr 2004 fest-
gelegt. Ab diesem Jahr konnte theoretisch die Umsetzung
des „besten“ Naturschutzszenarios erfolgen. Wichtige Mo-
dellannahmen für das Basisjahr sind in Tabelle 1 wiederge-
geben.
Agrarumweltmaβnahmen : Im Untersuchungsgebiet wird
der überwiegende Teil der Grünlandflache extensiv über
Agrarumweltprogramme nach VO (EG) 1257/99 bewirt-
schaftet. Im Modell wird die Grünlandflache des jeweiligen
Referenzbetriebes deshalb in Kategorien mit unterschiedli-
cher Bewirtschaftungsintensitat eingeteilt, und je nach Um-
fang der eingegangenen Verpflichtungen werden Schnitt-
zeitpunkt und -haufigkeit, Nutzungsart (Wiese, Weide,
Mahweide), Düngungsintensitat und/oder Tierbesatzdichte
vorgegeben.
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