Agrarwirtschaft 53 (2004), Heft 3
Tabelle 1. Modellannahmen für die landwirt-
schaftlichen Betriebe, Basisjahr 2004
Leistungen in der pflanzlichen und tierischen Erzeugung
- Befragung der Referenzbetriebe in den Jahren 2000 bzw.
2001
- Annahme: Leistungssteigerung bis 2004 durch züchterisch-
technischen Fortschritt; pflanzliche Erzeugung: jahrliche
Ertragssteigerung je ha um 1,5 %; Milch: jahrliche Leis-
tungssteigerung je Tier um 2 %
Verkaufspreise für Iandwirtschaftliche Produkte
- ZMP-Auswertung: Jahresmittel Juni 2000 bis Juni 2001 für
die neuen Bundeslander bzw. das Land Sachsen-Anhalt
EU-AgrarpoIitik - AGENDA 2000
(a) Marktbereich
- Flachenpramien: Getreide, Olsaaten, Eiweiβpflanzen,
Ollein, Stilllegung
- Rinderpramien: Sonder-, Schlacht-, Erganzungs- und
Mutterkuhpramie, Extensivierungszuschlag
- Schafpramien: Mutterschafpramie, Sonderbeihilfe
(Erzeuger benachteiligte Gebiete)
(b) Landliche Entwicklung
- Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete nach
VO (EG) Nr. 1257/1999
- Forderung von Agrarumweltmaβnahmen (in Sachsen-
Anhalt): Markt- und standortgerechte Landbewirt-
schaftung, Vertragsnaturschutz, Erstaufforstung
Nationale Agrarpolitik
- Modulationsgesetz vom 02. Mai 2002: Kürzung der Sum-
me aller betrieblichen Flachen- und Tierpramien um jahr-
lich 2 % bei einem Freibetrag von 10.000 € je Betrieb
- Erhohung der Treibstoffkosten gegenüber dem Jahr 2000:
Anstieg um ca. 0,30 €/Liter durch Reduzierung Gasol-
beihilfe und Erhohung Mineralolsteuer
Quelle: Eigene Darstellung
Kennzahlen: Die Beurteilung der einzelbetrieblichen Aus-
wirkungen einzelner Szenarien erfolgt vor allem anhand der
folgenden Kennzahlen: Betriebseinkommen (Nettowert-
schopfung), Arbeitsplatze sowie Produktion von Nah-
rungsmitteln (in Getreideeinheiten (GE) gemessen). Über
die Ebene des Einzelbetriebes hinausgehend werden die
Kosten der Szenarien ermittelt.
3.1.3 Berechnung der Auswirkungen der Szenarien
Zunachst wird für jeden Referenzbetrieb die voraussehbare
Situation für das Basisjahr 2004 ohne zusatzlichen Natur-
schutz berechnet (Szenario „Status Quo“).1 Im Anschluss
1 Zur Plausibilitatskontrolle wurden die Ergebnisse des Szenario
„Status Quo“ mit der Ist-Situation des Jahres 2000 verglichen.
Auffallende Abweichungen wurden identifiziert und analy-
siert. So wird zum Beispiel in den Modellergebnissen der An-
bau von Kornerleguminosen zu Lasten der Olfrüchte von
2,5 % auf 4,5 % der AF ausgedehnt. Diese Abweichung ist
wie folgt zu begründen: Infolge des im Dezember 2000 in
Kraft getretenen Tiermehlverbotsgesetzes stieg der Zukaufs-
hieran werden die Berechnungen für die 4 Naturschutz-
Szenarien vorgenommen. Dabei werden die jeweils vorge-
sehenen Maβnahmen für jeden Referenzbetrieb flâchen-
konkret vorgegeben. Nachfolgend seien einige typische
MaBnahmen und ihre Wirkung auf den landwirtschaftlichen
Betrieb dargestellt:
Nutzungsentzug: Umwandlung von LN, z.B. in Auenwald
oder Sukzessionsflache; Neuanpflanzung landschaftlicher
Strukturelemente auf der LN (z.B. Hecken);
Nutzungsanderung: Umwandlung von Acker in Grünland
oder Dauerbrache; Auflagen zur Grünlandnutzung (schutz-
zielabhangige MaBnahmenpakete mit unterschiedlichen
Vorgaben, z.B. Schnittzeitpunkt und Schnitthaufigkeit bei
Wiesennutzung, Tierbesatzdichte und Beweidungszeitrau-
me bei Weidenutzung); Verringerung des Betriebsmit-
teleinsatzes (z.B. Verbot von Pflanzenschutzmitteln); spe-
zielle Bodenschutzmaβnahmen auf dem Ackerland (stand-
ortspezifische MaBnahmenpakete zur Verringerung des
Nitratauswaschungs-, Winderosions- und/oder Schadver-
dichtungsrisikos).
Die Abbildung der Naturschutzvorgaben im Modell erfolgt
dann durch die Formulierung entsprechender Nebenbedin-
gungen. Als Beispiele seien genannt:
Umwandlung von LN in Auenwald: Die FlachengroBen der
betroffenen innerbetrieblichen Standorte werden entspre-
chend verkleinert.
Nutzung des Ackerlandes als Dauerbrache: Es wird eine
entsprechende Mindestforderung (Untergrenze für den
Anteil der Dauerbrache an der LN) formuliert. Die betrof-
fene Flache bleibt als Ackerland erhalten und wird der
Flachenstilllegung zugeordnet.
Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln: Es werden
kulturartspezifische ErtragseinbuBen kalkuliert und die
Pflanzenschutzmittelkosten auf Null gesetzt. Eine teilweise
Substitution chemischer Pflegemaβnahmen durch mechani-
sche (z.B. Striegel) wird realisiert, indem die entsprechen-
den Arbeitsverfahren geandert werden. Zusatzlich werden
Vorgaben für einen kurativen Pflanzenschutz durch die
Gestaltung der Fruchtfolge formuliert.
Durch einen Vergleich des Szenario „Status Quo“ mit den
Naturschutzszenarien werden dann die Auswirkungen der
Letzteren auf den jeweiligen Betrieb abgeschatzt.
3.2 Ergebnisse
Im Folgenden werden ausgewahlte Berechnungsergebnisse,
aggregiert über die Referenzbetriebe, dargestellt.
3.2.1 Kosten der Naturschutzszenarien
Bei der Analyse der Kosten der 4 Naturschutzszenarien
wurde wie folgt vorgegangen: (1) Im Bereich der Kosten
der offentlichen Hand (z.B. Flachenpramien) wurde die
absolute Kostenhohe mit derjenigen des Szenario „Status
Quo“ verglichen. (2) Auf Betriebsebene wurden die Kosten
des Naturschutzes im Bereich der Landwirtschaft als Ein-
preis für Sojaschrot. Dadurch gewinnt der Anbau einheimi-
scher Leguminosen als Eiweiβfuttermittel an relativer Vor-
züglichkeit. Darüber hinaus wurde für das Basisjahr 2004 auch
ein hoheres Ertragsniveau unterstellt als das im Jahr der Be-
fragung realisierte.
134