Modellgestützte Politikberatung im Naturschutz: Zur „optimalen“ Flächennutzung in der Agrarlandschaft des Biosphärenreservates „Mittlere Elbe“



Agrarwirtschaft 53 (2004), Heft 3

kommensminderung gegenüber dem Szenario
„Status Quo“ ermittelt.

Als Offentliche Kosten werden folgende durch die
Naturschutzszenarien beeinflusste Komponenten
berücksichtigt: (a) Flachen- und Tierpramien nach
EG (VO) 1259/99, (b) Zahlungen aus dem Bereich
„Landliche Entwicklung“ nach EG (VO) 1257/99:
Ausgleichszulage und Mittel fur Agrarumweltmaβ-
nahmen, (c) Kosten der Landschaftspflege im enge-
ren Sinne (fur LandschaftspflegemaBnahmen, die
nicht über den Bereich „Landliche Entwicklung“
finanziert werden (z.B. Neuanpflanzung und Pflege
von Hecken)).

Die einzelnen Komponenten der Offentlichen Kosten
fallen bei unterschiedlichen Tragern (der Begriff
„Kostentrager“ wird hier und im Folgenden nicht im
betriebswirtschaftlichen Sinne verwendet) an (Ab-
bildung 3): Flachen- und Tierpramien stammen aus
dem EU-Haushalt. Dasselbe gilt fur 75 % der Mittel
fur den Bereich „Landliche Entwicklung“; die
verbleibenden 25 % werden hauptsachlich vom Land Sach-
sen-Anhalt (LSA) und in geringem Umfang vom Bund
(nach § 1 Abs. 1 i.V.m. § 10 Abs. 1 GAKG) ubernommen.
Weitere Kosten beim Trager Sachsen-Anhalt entstehen
durch MaBnahmen im Bereich der Landschaftspflege im
engeren Sinne.

Abbildung 3. Kosten der Szenarien - Verteilung auf die Kosten-
trager


Kostentrager

Kosten (I)

Bund LSA

Kostenkomponenten

EU

Kosten
(II)

Landw.
Betrieb

Quelle: Eigene Darstellung


Fur jeden der 4 Kostentrager wurde eine separate Kostenbe-
rechnung durchgefuhrt (Tabelle 2). Dabei war die Abschat-
zung der auf einzelbetrieblicher Ebene anfallenden Kosten
methodisch nicht unproblematisch, da die Wirkung der
Naturschutzszenarien auf das Betriebseinkommen in star-
kem MaBe von der Hohe der moglichen Ausgleichs- und
Entschadigungsleistungen abhangt. In der Untersuchung ist
es nicht moglich, diese Zahlungen für jede MaBnahme
betriebsspezifisch vorauszusagen. Deshalb wird vereinfa-
chend wie folgt vorgegangen: (a) Es wird die volle Aus-

Tabelle 2. Kosten der Naturschutzszenarien im Vergleich
zum Szenario „Status Quo“,
in 1000 €/ Jahr


Naturschutz-
szenario

Kosten (I)

Kosten
(II)

Kosten
insgesamt

EU

Bund

LSA

Gesamt

Naturlandschaft-
maximal

635,9

-4,0

411,2

1.043,0

379,5

1.422,5

Naturlandschaft-
minimal

539,3

-0,3

334,3

873,3

282,1

1.155,4

Kulturland-
schaft-maximal

-20,8

-0,6

355,3

333,9

170,6

504,6

Kulturland-
schaft-minimal

-43,5

-3,1

87,4

40,8

158,2

199,1

Legende: Kosten (I) = Kosten, die von der offentlichen Hand getragen werden. -
Kosten (II) = Kosten, die bei den landwirtschaftlichen Betrieben in
Form Verbleibender EinkommenseinbuBen anfallen .- LSA = Land
Sachsen-Anhalt


Quelle: Eigene Berechnungen


schopfung der Agrarumweltprogramme durch die Refe-
renzbetriebe unterstellt. (In diesem Zusammenhang werden
folgende Programme berücksichtigt: Markt- und standort-
gerechte Landbewirtschaftung, Forderung von MaBnahmen
für den Vertragsnaturschutz und Forderung von Erstauf-
forstungen); (b) Eventuelle Zahlungen auf der Grundlage
von Entschadigung (wegen Enteignung) und Erschwernis-
ausgleich (nach Verordnung des Landes Sachsen-
Anhalt) werden aufgrund ihrer schwierigen
Quantifizierbarkeit nicht berücksichtigt. Es sei
jedoch darauf hingewiesen, dass dieses Vorgehen
nur die Verteilung der Kosten
zwischen den
Kostentragern
beeinflusst, nicht aber die Ge-
samtkosten; denn durch Ausgleichs- und Ent-
schadigungsleistungen wird zwar der Verlust an
landwirtschaftlichem Einkommen verringert,
gleichzeitig aber die Kostenbelastung anderer
Trager (EU, Land Sachsen-Anhalt) erhoht.

Aus Tabelle 2 wird ersichtlich, dass der Kosten-
anteil des Bundes im Hinblick auf die Anteile der
anderen Kostentrager sehr gering ist. Er wird
deshalb in der folgenden Auswertung nicht dis-
kutiert. Aus Tabelle 2 konnen folgende Aussagen
getroffen werden: (a) Die Naturschutzszenarien
verursachen in der Regel Kosten im Vergleich
zum Szenario „Status Quo“. Eine Ausnahme
bilden die Szenarien „Kulturlandschaft“ beim
Kostentrager „EU“; hier werden zusatzliche
Ausgaben im Rahmen von Agrarumweltmaβ-
nahmen durch eingesparte Tier- und Flachen-
pramien überkompensiert. (b) Die Szenarien
„Naturlandschaft“ sind gewohnlich erheblich
kostenintensiver als die Szenarien „Kulturland-
schaft“. Eine Ausnahme stellt lediglich das Szenario „Kul-
turlandschaft-maximal“ beim Trager „LSA“ dar. (Die ver-
gleichsweise hohen Kosten dieses Tragers sind darauf zu-
rückzuführen, dass das Szenario die Neuschaffung und
laufende Pflege von landschaftlichen Strukturelementen
(z.B. Hecken, Saume etc.) in groβerem Umfang vorsieht.
Derartige MaBnahmen müssen vollstandig aus dem Haus-
halt des Landes finanziert werden.) (c) Innerhalb der beiden
Leitbilder sind die Maximalszenarien teurer als die Mini-
malszenarien.

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