Langfristige Wachstumsaussichten der ukrainischen Wirtschaft : Potenziale und Barrieren



OSTEUROPA-INSTITUT REGENSBURG

Working Paper Nr.282


rungsentwicklung die Erhohung der niedrigen Beschaftigungsquoten, die insbesondere
Reformen im Rentensystem erfordert. Die Ukraine verfügt zwar über ein vergleichswei-
se gut ausgebildetes Humankapital, Investitionen in die Qualitat des (Aus-) Bildungs-
systems konnen jedoch einen zusatzlichen Wachstumsbeitrag leisten.

Angesichts des begrenzten Spielraums für signifikante Erhohungen der Kapitalaus-
stattung und der Beschaftigung ist eine Erhohung der (totalen Faktor-)Produktivitat,
sprich allokative Effizienz und Stand der Technologie, entscheidend für hohes Wachs-
tum:

- Wichtigster Hebel für die Verbesserung der Technologie ist der Technologie-
transfer durch auslandische Direktinvestitionen, die im Zug der Finanzkrise
stark rücklaufig sind und sich in der Ukraine auf sehr niedrigem Niveau bewe-
gen. Der Technologieimport kann auch durch das angestrebte Freihandelsab-
kommen mit der EU erleichtert werden. Die Schaffung der Voraussetzungen da-
für hat daher hohe Bedeutung und kann durch Unterstützung bei der Einführung
von technischen und rechtlichen Normen und Standards vorangetrieben werden.

- Daneben ergeben sich die Produktivitatsfortschritte im Wesentlichen durch eine
effizientere Allokation. Die Ukraine weist als „late reformer“ im Vergleich etwa
zu den neuen EU-Mitgliedsstaaten geringere Reformfortschritte und ein niedri-
geres Produktivitatsniveau auf. Empirische Untersuchungen zeigen, dass der po-
tenzielle Beitrag einer Reallokation der Ressourcen zum Produktivitatswachs-
tum hier deutlich hoher ist als in fortgeschrittenen Reformlandern. Reallokation
hangt von der Mobilitat der Produktionsfaktoren ab, die ihrerseits wiederum von
den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen beeinflusst wird.
Noch gibt es zu viele institutionelle Reibungsflachen in der Ukraine, die Wachs-
tum verhindern.

Dazu zahlen u.a. die staatliche Einflussnahme über implizite und explizite Subventi-
onen, staatliches Eigentum an Produktivvermogen und diskretionare Eingriffe, Korrup-
tion sowie hohe rechtliche, regulative und auch politische Unsicherheiten für die Unter-
nehmen. All dies behindert die Reallokation und mogliche Produktivitatsfortschritte.

Entwicklungspolitische Schwerpunkte sollten daher auf die

- Erleichterung des Marktzutritts neuer, produktiver Unternehmen durch Regulie-
rungsreformen

- Verwaltungsreformen zur Erschwerung diskretionarer Eingriffe

- Forderung des Wettbewerbs zur Erzwingung des Marktaustritt unproduktiver
Unternehmen sowie

- Verbesserung des Investitionsklimas fokussieren. Insbesondere letzteres ist von
Bedeutung, damit die Option hoher Technologieimporte genutzt werden kann.



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