Langfristige Wachstumsaussichten der ukrainischen Wirtschaft : Potenziale und Barrieren



Langfristige Wachstumsaussichten der ukrainischen Wirtschaft

B. Mittel- und langfristiges Wachstumspotenzial

Dieser Abschnitt analysiert die Wachstumsentwicklung der Ukraine und bildet zusam-
men mit der Analyse der Wettbewerbsposition in Abschnitt C die Grundlage für die
Diskussion der wesentlichen Entwicklungsbarrieren und Reformdefizite in Abschnitt D.
Behandelt werden hier in mittelfristiger Perspektive die wichtigsten Einflussfaktoren
der Wirtschaftsentwicklung seit 2000, insbesondere die Einflüsse einer Veranderung
der Sektoralstruktur und nachfrageorientierte Einflüssen (B.1). In B.2 werden die wich-
tigsten Einflussfaktoren des langfristigen Wachstums behandelt. Auf der Angebotsseite
handelt es sich um Arbeit/Humankapital, physisches Kapital und (totale Faktor-
)Produktivitat, als Ausdruck der allokativen Effizienz und Stand der Technologie. Letz-
tere ist der auf Dauer wichtigste Wachstumseinfluss.

Im Zeitraum von 2000 bis 2008 war ein Wachstum des BIP von kumulativ rund 70%
zu verzeichnen. Bezogen auf 1990 stieg das BIP damit von rund 45% in 2000 auf rund
75% des Niveaus von 1990 in 2008. Dieses BIP-Wachstum setzt sich annaherungsweise
aus der Veranderung der Kapazitatsauslastung und der Veranderung der Kapazitaten
selbst zusammen. Wahrend die Veranderung der Kapazitatsauslastung „nachfragege-
trieben“ zu sehen ist, würde nur die Erhohung der Kapazitaten auf Angebotseinflüsse
zurückzuführen sein. Aufgrund von fehlenden aussagekraftigen Angaben zur Entwick-
lung der Kapazitatsauslastung kann in grober Abschatzung das Niveau des BIP 2000
(bezogen auf 1990) als Anhaltspunkt für eine Abschatzung der Kapazitatsauslastung in
2000 verwendet werden.
7 Geht man davon aus, dass sich bis 2008 die ukrainische Wirt-
schaft der Vollauslastung der Kapazitaten naherte, wird die Dominanz der Einflüsse der
Nachfrage auf die Wirtschaftsentwicklung bis 2008 deutlich. Gegenstand der Analyse
der Angebotsfaktoren des langfristigen Wachstums ist die Veranderung der Kapazita-
ten, auf die im Zeitraum von 2000 bis 2008 entsprechend der stark gestiegenen Kapazi-
tatsauslastung nur ein relativ bescheidener Anteil der Veranderung des BIP zurückzu-
führen sein dürfte.

B.1 Mittelfristige Perspektive: Nachfrageorientierte Einflüsse domi-
nieren

Seit der Finanzkrise 1998 zeigt die Ukraine eine starke wirtschaftliche Aufwartsent-
wicklung mit einer jahresdurchschnittlichen Wachstumsrate von 6,6% im Zeitraum von
1998 bis 2007. Allerdings muss dieses hohe Wachstum vor dem Hintergrund der niedri-
gen Ausgangsbasis in Folge des dramatischen Produktionseinbruchs im Verlauf der
neunziger Jahre gesehen werden.

7 Eine Kapazitatsauslastung von 45% in 2000 würde in etwas auch den vorliegenden statistischen Anga-
ben zur Kapazitatsauslastung in der Industrie entsprechen. Siehe dazu genauer die Diskussion in Ab-
schnitt B.2.



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