OSTEUROPA-INSTITUT REGENSBURG
Working Paper Nr.282
- Wechselkursentwicklung nach der Finanzkrise 1998
- Steigende Weltmarktpreise für Stahl und niedrige Energiepreise
- Starkes Wachstum in Russland und anderen GUS-Staaten
- Hohe Kapitalzuflüsse aus dem Ausland
Hervorzuheben ist zu Beginn der Wachstumsperiode 2000 die Existenz hoher Über-
Schusskapazitaten in wichtigen (schwer-)industriellen Bereichen. Dies ermoglichte rela-
tiv schnelle Produktionssteigerungen, auch auf der Basis begrenzter Investitionen. Die-
ses Wachstumsmuster hat sich jedoch zunehmend erschopft, als die Kapazitatsauslas-
tung sich im Zeitverlauf normalisierte und einige Industrien die Grenzen der Kapazi-
tatsauslastung erreichten. Moglichkeiten zu „billigen“ Produktionssteigerungen durch
erhohte Kapazitatsauslastung wurden damit stark eingeschrankt (vgl . unten Abschnitt
B.2.3).
Daneben profitierte die Ukraine zunachst von der starken Abwertung nach der Fi-
nanzkrise 1998, die Wettbewerbsvorteile für die heimischen Produzenten15 eroffnete.
Allerdings hat sich dies, abgesehen von der deutlichen Verbesserung der Handelsbilanz
in 1999, in den folgenden Jahren nicht in der Handelsentwicklung niedergeschlagen, da
das hohe Lohnwachstum zu einer realen Aufwertung in Bezug auf die Lohnstückkosten
geführt hat (vgl. dazu Abschnitt C.1).
Die Preisentwicklungen auf den internationalen Rohstoff- und Gütermarkten begüns-
tigten die Ukraine, die seit 2001 deutliche Verbesserungen bei den Terms of Trade zu
verzeichnen hatte. Selbst der Gaspreisschock von 200616 wurde durch die starke Erho-
hung der Stahlpreise kompensiert. Künftig kann die Ukraine allerdings nicht mit einer
weiteren Verbesserung der Terms of Trade rechnen, die sich 2009 im Zuge der Finanz-
krise bereits deutlich verschlechterten.17
Ein weiterer Faktor des hohen Wachstums war das starke Wachstum in Russland und
weiteren GUS-Staaten, das zu einer steigenden Nachfrage u.a. nach ukrainischen Ma-
schinen und Transportausrüstungen beitrug.
Die wachsende (auslandsfinanzierte) Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte
stimulierte die Nachfrage und führte spatestens Ende 2007 zu einer Überhitzung der
ukrainischen Wirtschaft. Die Leistungsbilanz verschlechterte sich trotz der Verbesse-
rungen bei den Terms of Trade von einem Überschuss von 10,6% des BIP in 2004 zu
einem Defizit von 3,7% in 2007. Gleichzeitig erhohte sich der Inflationsdruck, die
Preissteigerungsrate stieg auf 30% in der ersten Jahreshalfte 2008.
15 Etwa in der Nahrungsmittelindustrie, die zunehmend Importe substituierte.
16 Der Gaspreis für importiertes russisches Gas stieg von 50USD auf 95USD/tqm.
17 Nach Angaben des IWF um rund 14% in 2009.