OSTEUROPA-INSTITUT REGENSBURG
Working Paper Nr.282
und Steigender Last der Auslandsschulden in heimischer Wahrung. Kann also der
Wechselkurs nicht garantiert werden, so führt eine hohe Auslandsfinanzierung notwen-
digerweise zu einer Gefahrdung der Finanzstabilitat. In Zukunft konnte der Beitrag der
Auslandskredite zur Investitionsfinanzierung aus zwei Gründen deutlich geringer aus-
fallen:
- Erstens konnten die westlichen Kreditgeber wegen erhohter Riskoaversion auch
mittelfristig ihre Auslandsengagements in Landern wie der Ukraine deutlich zu-
rückfahren.
- Zweitens kann es aber auch bei weiter bestehender Kreditbereitschaft auslandi-
scher Kreditgeber zu einer Reduzierung der Kreditaufnahme kommen. Die in
der Finanzkrise hervorgetretenen Gefahren konnten die Nehmerlander dazu
bringen, ihrerseits Maβnahmen zu implementieren, um diese Kredite (i.e. den
Kapitalzufluss) in Zukunft zu reduzieren21, was natürlich geringere Leistungsbi-
lanzdefizite nach sich zieht.
Dies würde für das weitere Wachstum bedeuten, dass entweder die Ersparnis erhoht
wird und/oder die Investitionen verringert werden. Eine Erhohung der Ersparnis wird
allein erforderlich, um die aufgelaufenen Schulden abzubauen. Ob die damit verbunde-
ne Reduzierung des offentlichen und privaten Konsums so hoch sein wird, dass die In-
vestitionen unberührt bleiben, ist fraglich. Die weiterhin extremen sozialen Probleme,
auch der zunehmenden Arbeitslosigkeit, werden es schwer machen, die Sparmaβnah-
men durchzusetzen. In diesem Fall müssen auch die Investitionen gekürzt werden, um
das auβenwirtschaftliche Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Unzureichende Sparerfolge
würden die Zinsen steigen lassen und dadurch die Investitionen reduzieren.
B.2.2 Arbeitsangebot/Humankapital
Neben Verbesserungen der Kapitalausstattung und hohem Produktivitatswachstum stellt
das Arbeitsangebot einen wesentlichen Wachstumsfaktor dar. Das Arbeitsangebot hat
bisher nur zogerlich auf die günstigen Bedingungen auf den Arbeitsmarkten wahrend
der Phase des hohen Wirtschaftswachstums reagiert, wie am niedrigen Beschaftigungs-
wachstum abzulesen ist (Tabelle 3). Die Erwerbsquote stagnierte trotz eines leichten
Rückgangs der Bevolkerung im erwerbsfahigen Alter, die von 2000 bis 2005 um drei
Prozent sank. Dieser Trend wird bis 2025 anhalten, wenn die Bevolkerung im erwerbs-
fahigen Alter, vor dem Hintergrund des negativen Bevolkerungswachstums, um weitere
16% (5,3 Mio. Personen) gesunken sein wird (Abbildung 3).
Umso entscheidender für langfristiges Wachstum wird daher die Erhohung der Be-
schaftigungsquote. Diese hat sich zwar seit 2000 mit dem Rückgang der Arbeitslosig-
keit um etwa 4,5 Prozentpunkte erhoht, sie liegt dennoch deutlich unterhalb der Ver-
gleichswerte anderer Emerging Economies.
21 Verschiedene Lander Lateinamerikas haben bereits solche MaBnahmen eingeführt. Hierbei ist auch zu
beachten, dass sich die politische Stimmung in den betroffenen Landern zunehmend gegen eine schran-
kenlose Liberalisierung der Kapitalmarkttransaktionen wendet.
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