OSTEUROPA-INSTITUT REGENSBURG
Working Paper Nr.282
Die Ukraine verfügt über ein gutes Humankapital und ein relativ entwickeltes Bil-
dungssystem.24 Die einschlagigen quantitativen Indikatoren wie etwa der Human Deve-
lopment Index zeigen vergleichsweise hohe Beteiligungsraten am Bildungssystem.25
Der hohe Bildungsstand erklart sich daraus, dass die Ukraine, wie alle Transformations-
staaten, ein Bildungssystem geerbt hat, das umfassende Schreib- und Lesefahigkeit si-
cherte und einen relativ breiten Zugang zur Hochschulausbildung beinhaltete. Entspre-
chend weist der Global Competetivness Report des WEF der Ukraine hinsichtlich des
Bildungssystems ein sehr gutes Ranking von 49 zu.26 Auch die Ausgaben für das Bil-
dungswesen liegen in der Ukraine mit 6,2% des BIP (2007) vergleichsweise hoch und
deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 5,0% (2006). Die realen Bildungsausgaben
haben sich in den letzten Jahren zwar wieder erhoht, sie liegen jedoch noch unter dem
Niveau von 1990 und sind im internationalen Vergleich niedrig.
Trotz der positiven quantitativen Indikatoren hat sich die Qualitat des Bildungssys-
tems verschlechtert. Dies bezieht sich vor allem auf die unzureichende Ausrichtung am
Bedarf des Arbeitsmarktes, die zu einem skill mismatch geführt hat. Die Ausstattung
und Infrastruktur im Bildungswesen ist veraltet. Die Teilnahme an Maβnahmen der be-
ruflichen Fortbildung hat sich zwar verbessert, bleibt jedoch deutlich hinter den ent-
sprechenden Werten anderer Lander zurück.27
B.2.3 Totale Faktorproduktivitat
Ein zentrales Problem für die Bestimmung der Angebotswirkungen auf das Wachstum
in der Ukraine besteht darin, dass das Wachstum in der Periode von 2000 bis 2008 we-
sentlich auf Nachfragefaktoren beruht, die sich inzwischen erschopft haben. Einige die-
ser Faktoren beruhen auf dem massiven wirtschaftlichen Einbruch in den neunziger
Jahren. Zum Zeitpunkt des Wachstumsbeginns bestanden insbesondere enorme Über-
schusskapazitaten in wichtigen Industriebranchen. Diese ermoglichten relativ schnelle
Produktionssteigerungen durch Rückgriff auf den bestehenden Kapitalstock. Dement-
sprechend ist der Wachstumsprozess durch steigende Kapazitatsauslastungen ermog-
licht worden, was eine Bestimmung des Beitrags der totalen Faktorproduktivitat28 er-
schwert.
Empirische Analysen zu den Wachstumsbeitragen auf Grundlage der Produktionsfunk-
tion in der Ukraine zeigen, dass zu Beginn der Wachstumsperiode 2000 die oben ange-
sprochene Existenz hoher Überschusskapazitaten in wichtigen (schwer-)industriellen Be-
ausführlich zur Reform der Rentensysteme in der Ukraine Blue Ribbon Analytical and Advisory Centre
(2008).
24 Vgl. dazu ausführlich ETF (2009), Kapitel 2.
25 Nach Angaben des ukrainischen Zensus von 2001 weisen über 90% der Bevolkerung eine sekundare
oder tertiare Ausbildung auf, über 85% der Bevolkerung haben mindestens eine gehobene sekundare
Ausbildung.
26 WEF (2009).
27 UNDP (2008), S. 78.
28 Bzw. ein sinnvolles „growth accounting“ überhaupt.
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