In diesem Jahr wird mit der abnehmenden konjunkturellen Dynamik in Westeuropa eine
maβgebliche Antriebskraft fur die estnische Wirtschaft spürbar schwacher; die Binnen-
nachfrage wird diesen ImpulsrUckgang nicht vollstandig kompensieren. Die Investitio-
nen dürften neben dem privaten Konsum ein wichtiger Expansionstrager sein, da die In-
vestitionsneigung der Unternehmen bei den guten Absatz- und Ertragserwartungen und
den relativ günstigen Finanzierungskosten steigen sollte. Bei anziehender Binnen- und
schwacherer Auβennachfrage wird sich das Leistungsbilanzdefizit erhohen. Damit
bleibt der Handlungsspielraum für eine expansive Finanzpolitik begrenzt, so dass nach
dem zum Januar 2000 in Kraft getretenem neuen Einkommenssteuerrecht (vgl. Sam-
melband 2000/2) und der erneuten Erhohung des Einkommenssteuerfreibetrages zu Be-
ginn dieses Jahres weitere fiskalische Stimulierungsmaβnahmen im Prognosezeitraum
nicht getroffen werden dürften. Das BIP wird in diesem Jahr unter der Annahme eines
EU-Wachstums von 2,5% mit einer Rate von 5%, im Jahr 2002 mit einer Rate von 5,5%
aufwarts gerichtet sein. Gegenüber diesem Szenario bedeutet ein EU-Wachstum von
1,8%, dass sich 2001 das BIP in Estland um 3% erhoht (im 1. Quartal 2001 stieg das
BIP gegenüber der Vorjahresperiode um 5,1%), 2002 um 3,3%. Der Arbeitsmarkt dürfte
sich etwas aufhellen. Der Preisauftrieb für Konsumgüter wird sich moderat beschleuni-
gen.
Staatshaushalt und monetare Indikatoren
Die Preissteigerungsrate (Konsumgüter) hat sich im Jahresdurchschnitt 2000 gegenüber
1999 trotz stabilitatsorientierter Fiskalpolitik auf 4,0% erhoht. Besonders stark zogen
die administrierten Preise an. Sie werden regelmaβig an die Kostenentwicklung ange-
passt. Im Jahresdurchschnitt verteuerten sich Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak um
2,6%, industrielle Konsumgüter um 4,2% und Dienstleistungen um 5,4%. Das Curren-
cy-Board mit der Bindung der EEK an die D-Mark - und damit faktisch an den Euro -
bewirkte erstmals eine Senkung des realen Wechselkurses um knapp 4%, so dass sich
die Importe verteuerten. Die Einfuhrgüterpreise stiegen um 6,1% (1999: 0,4%). Auch
vom unverandert hohen Lohnauftrieb wurde Druck auf die Preise ausgeübt.
Die Inflation wird sich 2001 beschleunigen. So steigen erstens die Nahrungsmittelpreise
seit Beginn des Jahres starker (Mai 2001 gegenüber dem Vorjahresmonat: 9,5%). In
diesem Anstieg dokumentieren sich die Einfuhrbeschrankungen auf Grund der BSE-
Krise und der in einigen EU-Landern ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche, die zu
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