Wirtschaftslage und Reformprozesse in Estland, Lettland, und Litauen: Bericht 2001



Im Herbst letzten Jahres verabschiedete Estland einen Nationalen Beschaftigungsplan,
der sich auf die europaischen beschaftigungspolitischen Leitlinien stützt. Er zielt auf ei-
ne aktive Arbeitsmarktpolitik, auf eine starker an der Praxis ausgerichtete berufliche
Ausbildung, auf eine bessere Eingliederung Benachteiligter in den Arbeitsmarkt sowie
auf die Effizienzerhohung der Offentlichen Arbeitsvermittlungsdienste. Private Arbeits-
vermittlungs- und Berufsberatungsdienste wurden mit dem neuen Arbeitsvermittlungs-
gesetz zugelassen. Zum 1.10.2000 trat das novellierte Arbeitslosengesetz in Kraft.
Nunmehr wird das Arbeitslosengeld, das nur ca. ein Drittel der Arbeitslosen erhalt, bis
zu einer Hochstdauer von 270 Tagen gezahlt (bislang 180 Tage).

Trotz des unterausgelasteten Arbeitsmarktes ist der Lohnauftrieb unverandert hoch und
die Lohnstückkosten steigen. Die Arbeitnehmerentgelte pro Kopf stiegen wie 1999 auch
im Jahr 2000 um rd. 10%. Real dürften sich die kontraktbestimmten Einkommen um rd.
7% erhoht haben. Lohne und Gehalter im offentlichen Dienst wurden 2000 nicht ange-
hoben, nachdem sie 1999 überdurchschnittlich angestiegen waren (real +20%). Der ge-
samtwirtschaftliche nominale monatliche Bruttodurchschnittslohn betrug 2000 rd.
4880 EEK. Die sektorale Lohndifferenzierung ist ausgepragt. Im Banken- und Versiche-
rungsbereich werden die hochsten Monatsgehalter gezahlt (4. Quartal 2000:
11.565 EEK), Arbeitskrafte in der Land- und Forstwirtschaft werden hingegen erheblich
geringer entlohnt (3020 EEK). Der monatliche Mindestlohn, den etwa 15% bis 20% der
abhangig Beschaftigten beziehen, wurde im Berichtszeitraum nicht angehoben. Er belief
sich bis Ende letzten Jahres auf 1400 EEK; mit Beginn des Jahres 2001 wurde er auf
1600 EEK festgesetzt. Die rd. 370.000 Altersrentner fordern vehement hohere Renten;
im 1. Quartal 2001 sank die durchschnittliche Altersrente auf 30,4% des Durchschnitt-
lohns. Im Frühjahr 2001 gab die Regierung dem Druck der Rentner teilweise nach. Zum
1. April wurden die Versorgungsbezüge der alteren Leistungsempfanger, gegen den
Widerstand des Finanzministers, von monatlich 1.552 EEK auf 1.602 EEK angehoben.
Im nachsten Jahr dürfen alle Rentner hohere Leistungen erwarten. Die Ausgaben der
staatlichen Rentenversicherung sollen um knapp 850 Mio. EEK, d.h. um rd. 12,5%, er-
hoht werden.

Auβenwirtschaft

Der Auβenhandel stand im Zeichen der Weltwirtschaftlichen Expansion. Die Ausfuhr
hat im Jahr 2000 kraftig an Fahrt gewonnen (50,9%); der Einfuhranstieg fiel mit 42,5%
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