Large Scale Studies in den deutschen Sozialwissenschaften:Stand und Perspektiven. Bericht über einen Workshop der Deutschen Forschungsgemeinschaft



nicht nachgefragt. Neben der Zusammenarbeit mit den einzelnen Medien ist daher auch eine
professionelle PR erforderlich.

Ist eine abgestimmte Architektur erforderlich?

Die aktuelle Situation ist gekennzeichnet durch groβe Investitionen der Forschungsforderer in
eine Verbesserung der Infrastruktur in den Sozialwissenschaften. Es gilt daher, diese
Investitionen durch weitere Schritte abzusichern. Die gegenwartige Situation enthalt groβe
Entwicklungsmoglichkeiten, aber natürlich auch Risiken des Scheiterns. Wichtig ist daher ein
abgestimmtes Vorgehen zwischen den bereits laufenden Studien. Gleichzeitig darf der
wissenschaftliche Wettbewerb nicht durch „Abstecken von Claims“ erstickt werden. Es muss
prinzipiell immer moglich sein, laufende Studien abzubrechen und neue anlaufen zu lassen.
Eine solche Mischung zwischen Kooperation (co-operation) und Wettbewerb (competition)
wird im Englischen gerne mit co-opetition bezeichnet. Koopetition ist sicher die
Voraussetzung für eine zukunftsfahige, d.h. stabile und gleichzeitig flexible Infrastruktur in
den Sozialwissenschaften.

In Richtung auf eine koopetitive Struktur des Feldes sind verschiedene
Organisationselemente denkbar. Zum einen ist das vom Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten
weiterentwickelte Konzept der Datenservicezentren für die hier beteiligten Studien ein
wichtiger Kristallisationspunkt. Datenservicezentren erlauben bei der Organisation der
Datenbereitstellung sowie bei der Schulung und Orientierung der Nutzer eine sinnvolle
Kompromisslosung zwischen eine vollstandig zentralen (GESIS) und vollstandig dezentralen
(Datenzugang über jede einzelne Studie) Losung. Denkbar ist eine Zusammenarbeit und
Koordination existierender, zueinander passender Studien im Rahmen eines
Datenservicezentrums. Dies sollte selbstverstandlich nicht ohne die Einbindung und aktive
Mitwirkung von GESIS geschehen, deren Kompetenz hier unverzichtbar ist. Dies bezieht sich
vor allem auf die langfristige Archivierung von Daten. Die durch die Studien produzierten
Daten müssen dauerhaft aufbewahrt werden. Da Datenservicezentren keine Langzeitarchive
sind, sondern eine mittelfristig Perspektive haben, ware eine Arbeitsteilung zwischen DSZ
und GESIS denkbar. Es muss sichtbar gemacht werden, welche Daten vorhanden sind und die
vorhandenen Datenbestande müssen besser koordiniert werden.

Ein weiteres wichtiges Element kann ein noch genauer zu definierendes Gremium sein,
dass die Forderentscheidungen über groβe Studien vom Charakter einer Einzelentscheidung
befreit und starker den Vergleich, die Prioritatensetzung und die Bedarfsermittlung



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