im BSHG konnen seit 1996 finanzielle Anreize zur Aufnahme einer Erwerbstatigkeit gesetzt
werden. Die 1998 eingeführte Experimentierklausel, die in verschiedenen Modellversuchen
zur Integration von Sozialhilfebeziehenden den Arbeitsmarkt zur Anwendung kommt, lasst
dabei Spielraum fur groβzügigere Zuschüsse und Organisatorische Innovation (Dann u.a.
2001). Mit der freien Forderung über § 10 SGB III kann ein - bislang nicht ganz
ausgeschopfter - Teil des Budgets der Arbeitsverwaltung fur innovative Projekte zur
Eingliederung von Arbeit Suchenden verwendet werden, auch wenn keine Anspruche auf
SGB III Leistungen vorliegen. In diesem Rahmen ist auch die Zusammenarbeit mit
Sozialamtern und anderen Akteuren des lokalen Arbeitsmarktes moglich und erwunscht
(Brinkmann 2000). Jungere Reformen zielen darauf, die Zusammenarbeit zwischen
Arbeitsamtern und Sozialhilfetragern zu verbessern, um die oben beschriebenen
kontraproduktiven Effekte der Parallelstrukturen von Arbeits- und Sozialverwaltung zu
reduzieren (Bundesgesetzblatt 2000). Ferner zeigen verschiedene Sonderprogramme des
Bundes das Interesse an einer nachhaltigen Eingliederung von Sozialhilfebeziehenden in
den Arbeitsmarkt (Reher 2002; Kaltenborn 2001; Bittner u.a. 2001).
Wie sich Abgange aus der Sozialhilfe in diesem Rahmen entwickeln und welche Rolle dabei
aktivierende MaBnahmen spielen, steht im Mittelpunkt des vom BMA geforderten Projekts
"Verlaufs- und Ausstiegsanalyse Sozialhilfe" (VAAS). Das Projekt will durch die
Beobachtung einer bundesweit erhobenen "Ausstiegskohorte" innerhalb eines Zeitfensters
von drei Jahren Ausstiegsmuster aus der Sozialhilfe quantitativ erfassen und dabei auch die
Bedeutung institutioneller Hilfeangebote ermitteln. Untersucht werden sollen die Faktoren,
die dauerhafte Ausstiege aus der Sozialhilfe ermoglichen und Wiedereinstiege verhindern.
Besondere Beachtung gilt hierbei sozial- und arbeitsmarktpolitischen MaBnahmen, die den
Ausstieg aus der Sozialhilfe erleichtern, erneuten Hilfebezug vermeiden und i.d.R. einen
Übergang in den (ersten) Arbeitsmarkt fordern sollen.
Mit dem Projekt "VAAS" wird insofern Neuland betreten, als erstmals eine bundesweite
Kohorte von Abgangern aus der Sozialhilfe uber mehrere Jahre im Langsschnitt untersucht
werden soll. Gleichwohl ist das Projekt naturlich nicht im "luftleeren" Raum entstanden,
sondern kann auf wichtige Vorarbeiten und Erkenntnisse anderer Studien aus dem Bereich
der Armutsforschung bzw. verwandter Gebiete zuruckgreifen. Hier sind zunachst die
bisherigen Ergebnisse der dynamischen Armutsforschung bzw. von Langsschnittstudien
zum Bezug von Sozialhilfe zu nennen, die - mit Einschrankungen - auch Informationen zu
Ausstiegen aus der Sozialhilfe zur Verfugung stellen. In der alteren Armutsforschung
herrschte die Sichtweise vor, dass Sozialhilfebezug eher langfristiger "Natur" und die
Betroffenen "passive Opfer der Verhaltnisse" seien. Die neuere dynamische
Armutsforschung hat dieses Armutsbild stark relativiert. Sie hat den Blick auf
unterschiedliche zeitliche Muster des Sozialhilfebezugs gelenkt und gezeigt, dass die
meisten Betroffenen aktive Versuche unternehmen, die Sozialhilfe zu uberwinden. Des