weiteren konnen Ergebnisse aus der Evaluierung von Programmen herangezogen werden,
die Hilfen zur Überwindung des Sozialhilfebezugs bieten. Schlieβlich konnen auch
Untersuchungen zu Abgangen aus Arbeitslosigkeit in Betracht gezogen werden. In diesen
Studien konnten sich ahnliche Entwicklungen zeigen, weil der Arbeitsmarkt bzw.
Beschaftigung als Einstiegsursache in und als Ausstiegsursache aus der Sozialhilfe eine
bedeutende Rolle spielt. So wurden in Arbeiten, die Übergange aus der Sozialhilfe in den
Arbeitsmarkt zum Inhalt hatten, ahnliche Prozesse beobachtet, wie sie in Untersuchungen zu
Beschaftigungsaufnahmen nach Arbeitslosigkeit festgestellt wurden (Gangl 1998).
Im Folgenden soll das "Aktivitatspotenzial" der Sozialhilfebeziehenden und der Sozial- und
Arbeitsverwaltung untersucht werden. Die Frage ist also, wie aktiv die
Sozialhilfebeziehenden in Hinblick auf den Ausstieg aus der Sozialhilfe sind und in
welchem Umfang und mit welchem Ergebnis die Sozial- und Arbeitsverwaltung Ausstiege
aktiv befordern und damit ihrem gesetzlichen Auftrag nachkommen "Hilfe zur Selbsthilfe"
zu leisten.5
Dazu wird zunachst der bisherige Erkenntnisstand der Armutsforschung über die Dauer und
Dynamik von Sozialhilfebezug zusammengefasst. Im Anschluss daran werden die
vorliegenden Ergebnisse zur Wirksamkeit institutioneller Hilfemaβnahmen zur Forderung
des Ausstiegs aus der Sozialhilfe dargestellt.
2. Aktive Klienten?
Regelmaβig kehren Diskussionen um das Arbeitskraftepotenzial und die Arbeitsbereitschaft
von Sozialhilfebeziehenden (und Arbeitslosen) wieder. Dabei wird den Betroffenen oft
unterstellt, sie praferierten den passiven Bezug von Sozialleistungen gegenüber der aktiven
Teilhabe an der Erwerbsgesellschaft. Eine Variante dieser Argumentation übt eher
Systemkritik und spricht der Sozialhilfeklientel rationales Verhalten zu: Ihre Passivitat
ergebe sich aus der Konstruktion des sozialen Sicherungssystems, das passive
Hilfebeziehende gegenüber Erwerbstatigen bevorzuge und geringe Anreize zur Aufnahme
einer Erwerbstatigkeit biete. Oschmiansky u.a. (2001) zeigen, dass die "Faulheitsdebatten"
seit den 1970er Jahren nach ahnlichen Mustern verlaufen. Sie treten in Zeiten des
Wirtschaftsabschwungs und steigender Arbeitslosigkeit auf und werden durch eine hohe
Zustimmung der Bevolkerung zu der Ansicht, dass die Mehrzahl der Arbeitslosen eigentlich
gar nicht arbeiten wolle, begleitet. Ferner kann beobachtet werden, dass diese Debatten etwa
eineinhalb Jahre vor Bundestagswahlen initiiert werden. Dahingegen gibt es keine Indizien
5 Mit dem Begriff "Aktivitatspotenzial" werden in diesem Arbeitspapier somit die tatsachlichen
Aktivitaten der Hilfebeziehenden und der Verwaltung zum Ausstieg aus der Sozialhilfe
umschrieben.