Hemmnisse für die Vernetzungen
von Wissenschaft und Wirtschaft
abbauen
Kornelia Hagen
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Das deutsche Forschungssystem ist stark segmentiert, und es gibt Hinweise darauf,
dass die Kooperation zwischen den verschiedenen Institutionen verbesserungs-
bedürftig ist. Insbesondere der Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft
stehen sehr oft Barrieren entgegen. Als bedeutende Hemmnisse werden dabei von
Forschungsakteuren angeführt: unterschiedliche Verwertungsinteressen bezüg-
lich der Forschungsergebnisse, verschiedene Organisationskulturen, unzureichen-
de fi nanzielle und personelle Ausstattung des Netzwerkmanagements.
Die Politik sollte diesen Hemmnissen durch verstarkte Fokussierung Offentlicher
Forderprogramme auf die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaftentgegen-
wirken. Hier kOnnte der neue „Spitzencluster-Wettbewerb“ des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung wichtige Anreize setzen. Ein weiterer wichtiger Erfolgs-
faktor für Netzwerke ist das Engagement groβer Unternehmen, die sich starker als
bisher in solchen Vernetzungen einbringen sollten, auch in fi nanzieller Hinsicht.
Aus theoretischer Sicht bieten Forschungsnetzwerke eine Reihe von okonomischen
Vorteilen. Dazu gehôren Kosteneinsparungen, die Nutzung von Komplementaritaten
zwischen Einzelkompetenzen sowie die Verringerung von Risiken.1 In der Praxis
stehen der Netzwerkbildung jedoch Hemmnisse wie unterschiedliche Verwertungs-
interessen entgegen. Die Politik will daher den Prozess der Vernetzung unterstüt-
zen und damit auch die Segmentierung des Forschungssystems verringern.2 Um
Aufschluss über Probleme von Netzwerken in der technologieorientierten Spitzen-
forschung zu erlangen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) das DIW Berlin beauftragt, Profile einer breiten Palette von Netzwerken
1 Okonomische Netzwerkforschung basiert auf Unterschiedlichen theoretischen Ansatzen. Eine transaktions-
kostentheoretische Sicht vertreten beispielsweise Coase, R.: The Nature of the Firm. Readings in Price Theory,
1937, Williamson, O. E.: Markets and Hierarchies: Antitrust Analysis and Implications, New York 1975, Pyka, A.:
Der kollektive Innovationsprozess. Eine theoretische Analyse informeller Netzwerke und absorptiver Fahigkeiten,
Berlin 1999 und Eisenhardt, K., Schoonhoven, C.: Resource-based View of Strategic Alliance Formation: Strategic
and Social Effects in Entrepreneurial Firms. In: Organization Science, Vol. 7, No. 2, 136-150. Mit der Verhaltens-
und Handlungsoption Vertrauen innerhalb von Netzwerken beschaftigt sich u.a. Nooteboom, B: Inter-Firm
Allicances: Analysis and Design, London 1999.
2 Bund-Lander-Kommission: Forschungsforderung in Deutschland. Bericht der internationalen Kommission zur
Systemevaluation der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft, 1999, 6-7. In diesem
Bericht wurde eine Abschottung nach Disziplinen und Standorten konstatiert. In den USA und auch in Groβbritan-
nien haben Forschungsvernetzungen bereits seit geraumer Zeit eine groβere Bedeutung. In den USA wurden vor
einigen Jahren gemeinsame Forschungszentren von Universitaten und Unternehmen eingeführt. Zudem wurde die
rechtliche Basis für Forschungskooperationen an staatlichen Forschungszentren gestarkt. In Groβbritannien wur-
de 2001 ein Programm zur Forderung des Wissenstransfers aufgelegt, über das in der ersten Phase Kooperationen
zwischen Hochschulen und Unternehmen gefordert wurden.
Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 44/2007
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