Hemmnisse für die Vernetzungen von Wissenschaft und Wirtschaft abbauen
lung des jeweiligen Netzwerks. Die Befunde zu den
Fallstudien wurden anonymisiert (Tabelle).
Viele Netzwerke entstehen
aus früheren Partnerschaften
Die untersuchten Netzwerke wurden vorwiegend
von der Wissenschaft initiiert. Nur wenige bestehen
bereits seit Iangerer Zeit, die meisten kooperieren
erst seit drei bis fünf Jahren. In einer Reihe von
Fallen besteht aber der Kern der gegenwartigen
Partner- und Kooperationsstrukturen bereits über
drei oder vier gemeinsame Projekte hinweg. Sol-
che Kooperationen in Folge weisen zwar einen
netzwerkahnlichen Charakter auf, es bleibt aber
oft ungewiss, ob die Forschungen weitergeführt
werden konnen und ob die Partnerkonstellationen
auch weiterhin vom Forderer akzeptiert und (mit-)
finanziert werden.
Netzwerkkoordinatoren praferieren
nicht zu groβe Netzwerke
Von verschiedenen Akteuren der Netzwerke wurden
die mit einer zunehmenden Groβe einhergehenden
Probleme - hohere Intransparenz, erhohter Steue-
rungsaufwand oder Verwasserung des Profils - be-
tont. Groβe Netzwerke tendieren offensichtlich auch
dazu, dass sich ihnen Randakteure anschlieβen, die
sich kaum am Geschehen im Netzwerk beteiligen.
Eine Reihe von Akteuren halt daher eine Begren-
zung der Teilnehmerzahl für erforderlich, um einen
effizienten Austausch und eine wirksame Koordi-
nierung der Forschungsprozesse zu gewahrleisten.
Kooperationen von Wirtschaft und
Wissenschaft noch nicht sehr ausgepragt
Für die untersuchten Netzwerke wurden zwei Ko-
operationsarten betrachtet, die typidentische und
die typübergreifende.8 Es zeigt sich, dass Koopera-
tionen oftmals nur mit Partnern des gleichen Typs
eingegangen werden. Als ein moglicher Grund dafür
wurde die interinstitutionelle Konkurrenz bei der
Akquisition offentlicher Fordermittel genannt. Hau-
fig wurde auch berichtet, dass institutionelle Ablaufe
potentieller Kooperationspartner nicht ausreichend
transparent seien oder sich nicht mit dem eigenen
Organisationsablauf in Einklang bringen lieβen.
KMU bringen Ideen in Netzwerke
ein und bahnen neue Kontakte an
Junge sowie kleine und mittlere Unternehmen
sorgen in den Netzwerken für Dynamik, agieren
8 Als typidentische Kooperation werden hier die Partnerschaften
zwischen Forschungseinrichtungen, als typübergreifende Kooperation
wird die Zusammenarbeit zwischen (verschiedenen) Forschungs-
einrichtungen und Unternehmen bezeichnet.
als Ideengeber und nehmen - da viele von ihnen
aus Forschungseinrichtungen stammen - eine Brü-
ckenfunktion zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
wahr.9 Die Zusammenarbeit mit groβen und bekann-
ten Unternehmen oder Forschungseinrichtungen
dient jungen Unternehmen gewissermaβen als
Qualitatssiegel und als Moglichkeit, Kontakte zu
potentiellen Kunden aufzunehmen sowie künftige
Partnerschaften anzubahnen. Letztlich konnen diese
Unternehmen in Netzwerken die Nachteile ihrer
geringen Groβe und zumeist hohen Spezialisierung
kompensieren.
Groβe Unternehmen agieren in Netzwerken
als Strategiegeber, ihr Engagement ist aber
noch entwicklungsfahig
Wenn groβe Unternehmen in Netzwerken mitwir-
ken, spielen sie darin zumeist eine dominante Rolle
als Strategiegeber und Innovationstreiber. Aus Sicht
vieler Netzwerkakteure zieht eine Einbindung gro-
βer Unternehmen in Forschungsnetzwerke weitere
Unternehmen an. Auch gelten groβe Unternehmen
als Garanten für die Einwerbung von Fordermitteln.
Umgekehrt konnen sie in den Netzwerken von den
zum Teil unkonventionellen Produktideen der Neu-
gründungen profitieren.
Gezeigt hat sich allerdings auch, dass sich Groβ-
unternehmen durchaus noch aktiver als bisher in
Netzwerken engagieren müssten. Ihre langerfristige
Einbindung in Forschungsnetzwerke wird manch-
mal durch eine relativ hohe personelle Fluktuation
der Zustandigkeiten in den Unternehmen erschwert.
Zudem scheint eine vertikale Kooperation eher zu
gelingen, wenn das Netzwerkmanagement und die
beteiligten Wissenschaftsakteure über Branchen- und
Kooperationserfahrungen im Projektmanagement
verfügen. Offensichtlich begünstigt auch regionale
Verbundenheit die Bereitschaft zur Mitwirkung und
die Dauer des Engagements von groβen Unterneh-
men. Schlieβlich hoben Beteiligte hervor, dass in
ihren Netzwerken Stiftungsprofessuren ein geeig-
netes Bindeglied zwischen groβen Unternehmen
und der Wissenschaft darstellen würden.
Viele Forschungsakteure verfügen über
internationale Kontakte, auch wenn Netzwerke
regional ausgerichtet sind
Nahezu alle Akteure verfügten über internationale
Kontakte, diese führen aber nur zum Teil zu direkten
Netzwerkpartnerschaften.10 Für viele Akteure war
9 In den Fallstudien-Netzwerken wurden hinsichtlich der Moglich-
keiten und Probleme ihres Mitwirkens drei Unternehmenstypen
unterschieden, junge Hightech-Start-ups und Ausgründungen aus
Forschungseinrichtungen, etablierte KMU mit eigener Forschung und
international tatige Groβunternehmen.
10 Auch eine Akteursbefragung des Stifterverbandes kommt zu
dem Ergebnis, dass raumliche Nahe ein wesentlicher Pluspunkt für
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Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 43/2007