Deutsche allein zu Haus: Der Wandel der Lebensformen pragt die Haushaltsentwicklung
Abbildung 1
Haushaltstypen nach Altersgruppen 2003
In Prozent
Jahre
Alleinstehend ∣ ∣ PaareohneKinder | | ÜbrigeHaushalte
I I Alleinerziehend ∣ ∣ PaaremitKindern1
1 Kinder unter 18 Jahren.
Quelle: Berechnungen des DIW Berlin.
DIW Berlin 2008
von der Hauptwohnung entfernten Arbeits- oder
Ausbildungsplatzes notwendig sind. Betrachtet
man allein die Haushalte am Hauptwohnsitz,
fallt die Gesamtzahl um rund 800 000 niedriger
aus, und die Zahl der Singlehaushalte verringert
sich um 580 000.
74-Jahrigen herrschen die Paare ohne Kinder im
Haushalt vor (Abbildung 1).
Zwischen 1993 und 2003 hat sich die Haushalts-
struktur deutlich verandert. Zugenommen haben
vor allem die Singlehaushalte (um 2,1 Millionen
oder 17 Prozent) und die Paarhaushalte ohne Kin-
der (um 1,5 Millionen oder 16 Prozent). Dagegen
hat sich die Zahl der Paare mit Kindern um elf
Prozent verringert (Tabelle 2). Bei den jungen
Haushalten mit einer Bezugsperson unter 35 Jah-
ren war der Rückgang der Familienhaushalte mit
rund 40 Prozent besonders ausgepragt. Dabei
hat teilweise eine „Verschiebung“ auf die nachs-
te Altersgruppe stattgefunden, unter anderem
durch die Zunahme des Durchschnittsalters
der Mütter bei der Erstgeburt, insbesondere in
Ostdeutschland. Vermehrte Scheidungen und
Trennungen haben in dieser Zeit wohl dazu bei-
getragen, dass die Zahl der Alleinlebenden sowie
der Alleinerziehenden in der Altersgruppe der 35-
bis 49-Jahrigen stark - um 69 beziehungsweise
75 Prozent - gestiegen ist.
Demographie und Verhalten forcieren
den Trend zu kleineren Haushalten
Die künftige Entwicklung von Zahl und Struktur
der Haushalte wird im Wesentlichen durch demo-
graphische Tendenzen gepragt. Hinzu kommen
Veranderungen in der Haushaltsbildung.
Das DIW Berlin hat im Jahr 2007 eine Aktu-
alisierung der Bevolkerungsvorausschatzung
Verofifentlicht.3 Von den dort Vorgestellten Vari-
anten wird hier die Variante 2b herangezogen.4
Die Bevolkerung in Privathaushalten ergibt sich,
wenn Personen, die in Gemeinschaftsunterkünf-
ten leben, von der Wohnbevolkerung abgezogen
werden.5
Starke Veranderung der Haushaltsstruktur
zwischen 1993 und 2003
Die Bedeutung der einzelnen Haushaltstypen
ist je nach Lebensphase sehr unterschiedlich. So
dominieren bei den jungen Haushalten sowie
bei den Haushalten der 75-Jahrigen und Alteren
die Alleinlebenden. Bei Haushalten mit 35- bis
49-jahrigen Bezugspersonen dominieren die
Paare mit Kindern; hier ist auch der Anteil der
Alleinerziehenden - vor allem bei den Frauen -
am hochsten. Die übrigen Haushalte, zumeist
Paare mit bereits erwachsenen Kindern, bilden
die groβte Gruppe bei den Haushalten der 50- bis
59-Jahrigen, und bei den Haushalten der 60- bis
3 Schulz, E., Hannemann, A.: Bevolkerungsentwicklung in Deutsch-
land bis 2050: Nur leichter Rückgang der Einwohnerzahl? Wochenbe-
richt des DIW Berlin Nr. 47/2007.
4 In dieser Variante wird von einer annahernd konstanten Geburten-
haufigkeit, einer Nettozuwanderung von jahrlich 200 000 Personen
und einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung für Manner auf
85,9 Jahre und für Frauen auf88,7 Jahre im Jahr 2050 ausgegangen.
5 Die Personen in Gemeinschaftsunterkünften leben zum groβten
Teil in Heimen (Altenheime, Pflegeheime, Heime für Behinderte) sowie
in Anstalten (zum Beispiel Strafvollzugsanstalten). Im Jahr 2003 lebte
rund ein Prozent der Bevolkerung in Gemeinschaftsunterkünften. Ihr
Anteil steigt ab dem Alter von 75 Jahren deutlich. Für die Voraus-
schatzung werden die altersspezifischen Anteile konstant gehalten.
Üblicherweise werden die Personen, die neben der Hauptwohnung ei-
nen Zweitwohnsitz besitzen, doppelt aufgeführt. Im Jahr 2003 betrug
der Anteil der Personen mit Zweitwohnsitz an der Wohnbevolkerung
rund 1,4 Prozent. Diese zumeist arbeitsplatz- oder ausbildungsplatzbe-
dingten Zweitwohnsitze werden jedoch von Personen genutzt, die am
Hauptwohnsitz vielleicht mit Partner und Kindern eine Lebensgemein-
schaft bilden und auch zusammen konsumieren. Da hier aufdie Ent-
wicklung der Lebensformen (Haushaltstypen) abgestelltwird, ist die
Bevolkerung in Privathaushalten am Hauptwohnsitz die Bezugsgroβe
(also ohne Zweitwohnsitze).
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Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 42/2008