Konjunkturprognostiker unter Panik: Kommentar



Deutsche allein zu Haus:
Der Wandel der Lebensformen
pragt die Haushaltsentwicklung

Veranderte Lebensformen haben in den vergan-
genen Jahren dazu geführt, dass die Zahl der
Haushalte trotz des Ieichten Rückgangs der Bevol-
kerung noch gestiegen ist. Der Trend zu kleineren
Haushalten wird sich fortsetzen. Zum einen wird
die Zahl der Familienhaushalte angesichts des
drastischen Rückgangs der Zahl der Kinder stark
abnehmen. Zum anderen ist damit zu rechnen,
dass die Scheidungs- und Trennungshaufigkeiten
weiter leicht steigen und somit auch im mittleren
Alter die Anteile von Singlehaushalten und Allein-
erziehenden weiter zunehmen werden.

Als Folge der zu erwartenden Verhaltensanderung
wird die Zahl der Haushalte am Hauptwohnsitz
von 38,2 Millionen bis 2025 auf 40,2 Millionen
zunehmen. Anschlieβend dominiert jedoch der de-
mographische Effekt und die Haushaltszahl fallt
auf 39 Millionen im Jahr 2050. Diese Entwicklung
geht mit einer merklichen Strukturveranderung
einher: Für Familienhaushalte wird bis 2025 ein
Rückgang um ein Fünftel erwartet. Dagegen dürf-
te die Zahl der Haushalte mit einer Bezugsperson
im Alter von 75 und mehr Jahren bis 2025 um die
Halfte steigen und sich bis 2050 mehr als verdop-
peln. Die Entwicklung der Haushalte zieht Anpas-
sungsbedarf in vielen gesellschaftlichen Bereichen
nach sich. Insbesondere die starke Zunahme der
Zahl der Haushalte Hochbetagter stellt den Be-
reich der Wohnungswirtschaft und das Gesund-
heitswesen vor neue Herausforderungen.

Obwohl die Bevolkerung in Deutschland in den
letzten J ahren leicht rücklaufig war, nahm die Zahl
der Haushalte1 zu; von 2000 bis 2006 stieg sie um
1,6 Millionen. Zuwachsen bei Ein-Personen-Haus-
halten um 1,7 Millionen und bei Zwei-Personen-
Haushalten um 0,7 Millionen steht ein Rückgang
der Zahl von Haushalten mit drei und mehr Per-
sonen gegenüber. Die Strukturverschiebung zu
kleineren Haushalten schlagt sich entsprechend
in der durchschnittlichen Haushaltsgroβe nieder:
Sie fiel von 2,16 Personen je Haushalt im Jahr
2000 auf 2,07 Personen 2007.

Heiraten hat für die Haushaltsgründung
an Bedeutung verloren

Die Zahl und die Zusammensetzung der privaten
Haushalte sind wichtige Faktoren für die Nach-
frage nach Gütern und Diensten. Von besonde-
rem Gewicht ist dies auf dem Wohnungsmarkt,
aber auch bei Verkehrsdienstleistungen sowie
bei langlebigen Gebrauchsgütern. Der Wandel
der Lebensformen hat die Haushaltsstruktur in
der Vergangenheit wesentlich beeinflusst. Er war
durch folgende Trends gekennzeichnet:

• Die zeitliche Verlagerung des Auszugs aus
dem Elternhaus führte zu einer Zunahme
der Paarhaushalte mit bereits erwachsenen
Kindern.

• Der steigende Anteil junger Personen, die
nach dem Auszug aus dem Elternhaus zu-
nachst allein wohnen, führte zu einer merkli-
chen Zunahme der Singlehaushalte im jungen
Erwachsenenalter. Das Allein-Wohnen wird
oftmals auch dann bevorzugt, wenn bereits
eine Partnerbeziehung besteht. Heirat hat als
Grund, aus dem Elternhaus auszuziehen, dras-
tisch an Bedeutung verloren.

Erika Schulz
[email protected]


1 Haushalte am Haupt- und Zweitwohnsitz.

Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 42/2008

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