Konjunkturprognostiker unter Panik: Kommentar



Integration von Migranten: Ethnische Identitat bestimmt Skonomischen Erfolg

JEL Classification:

F22, J15, Z10

Keywords:

Ethnicity,

Ethnic identity,
Acculturation,
Cultural economics


Fallen auch dazu bei, dass die negativen Vorurteile
gegenüber ethnischen Enklaven erhalten bleiben.
Deswegen hangt der Erfolg eines Immigranten
stark vom Status seiner individuellen ethnischen
Identitat ab.

Dies verdeutlichen auch Simulationsrechnungen
auf Grundlage des SOEP. Sie zeigen klare Variatio-
nen der Beschaftigungswahrscheinlichkeit, des
Verdienstniveaus sowie der Wahrscheinlichkeit
von Immobilienbesitz je nach ethnischer Identi-
tat. Den Daten und Berechnungen zufolge sind in
Deutschland Integration oder Assimilation Vor-
aussetzung für dauerhaften Arbeitsmarkterfolg
und okonomisches Wohlergehen. Mit dem ge-
messenen Grad der Integration oder Assimilation
steigen sowohl die Arbeitswahrscheinlichkeit und
die monatlichen Lohne als auch die Eigenheim-
besitzerrate, wahrend starke Separation oder Mar-
ginalisierung einen gegenteiligen Effekt hervor-
rufen. Auch das Geschlecht des Immigranten
hat hier einen Einfluss. So profitieren mannliche
Immigranten sowohl von Assimilation als auch
von Integration, wahrend Frauen nur dann anhal-
tend erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt sind, wenn
sie gut integriert sind. Weibliche Immigranten
scheinen starker vom Festhalten an ihrer Ur-
sprungskultur in Verbindung mit dem Erwerb
des kulturspezifischen Humankapitals des Auf-
nahmelandes zu profitieren. Weitere okonome-
trische Analysen zur Korrelation von ethnischer
Identitat und wirtschaftlichem Erfolg von Immi-
granten auf dem deutschen Arbeitsmarkt konn-
ten einen kausalen Zusammenhang herstellen:
Die jeweilige Auspragung der ethnischen Identi-
tat bestimmt den Grad des Arbeitsmarkterfolgs,
und nicht umgekehrt. Okonomisch erfolgreiche
Immigranten verandern ihre ethnische Identitat
nicht aufgrund dieses Erfolgs; ebensowenig ver-
anlasst ausbleibender wirtschaftlicher Erfolg zu
einer Modifizierung ethnischer Identitat.

Fazit

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass eine vor-
ausschauende Zuwanderungs- und Integrations-
politik gut daran tut, die Wirkungsfaktoren von
ethnischer Identitat ins Kalkül zu ziehen. So ist
das Ideal einer vollstandigen Assimilation von Im-
migranten auf dem Arbeitsmarkt nicht unbedingt
ein Vorteil, wahrend es zugleich Separation und
Marginalisierung zu verhindern gilt. Wünschens-
wert sind Strategien, die gleichberechtigte Inte-
gration und ethnische Vielfalt in der Gesellschaft
begruβen und dadurch Kreativitat und Dynamik
fordern, ohne Separation zu begünstigen.

Dem gilt es proaktiv schon vor der Einreise von
Zuwanderern Rechnung zu tragen. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass viele Eigenschaften, die
für die ethnische Identitat bestimmend sind, im
Wesentlichen schon vor der Migration vorhan-
den sind. So dürfte es unter den hier diskutierten
Gesichtspunkten beispielsweise sinnvoller sein,
junge Menschen anzuwerben, die in Deutschland
ihre (akademische) Ausbildung absolvieren, als
auf das schon im Herkunftsland erworbene Aus-
bildungsniveau zu achten. Denn Letzteres bietet
per se noch keine Garantie für eine erfolgreiche
Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft.

Bei der überfalligen Erarbeitung entsprechen-
der Zuwanderungskriterien im Rahmen eines
Auswahl- und Quotensystems sollte mithin die
Integrationsprognose von vornherein einbezogen
werden. Je groβer die Wahrscheinlichkeit von In-
tegration oder Assimilation, desto groβer ist auch
die Wahrscheinlichkeit, einen adaquaten Arbeits-
platz zu finden, ein hoheres Einkommen zu erzie-
len und zur gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt
beizutragen. Eine künftig starker okonomisch
auszurichtende Zuwanderungspolitik darf diesen
Zusammenhang nicht auβer Acht lassen.

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Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 42/2008



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