Untersuchungsansatz aus der empirischen Wachstumsforschung
Die Unterscheidung von unbedingter und bedingter Konvergenz ist bei einer empiri-
schen Untersuchung von regionalen Wachstumsprozessen von Bedeutung, weil mit
ihr wichtige Implikationen für die Rechtfertigung und Reichweite regionalpolitischer
Maβnahmen einhergehen. Bei der unbedingten Konvergenz gilt, dass in dem Maβe,
wie es durch die Regionalpolitik gelingt, interregionale Unterschiede im Kapitalstock
abzubauen, es auch zu einem vollstândigen Ausgleich der Einkommen kommt.
Gleichzeitig fallen die ausgleichsorientierten und wachstumspolitischen Ziele der
Regionalpolitik zusammen, da die ârmeren Regionen auch eine hohere Grenzpro-
duktivitât des Kapitals aufweisen. Kapital, welches von den reichen in die armen
Regionen umgelenkt wird, führt in den armen Regionen zu einem Wachstumsge-
winn, der den Wachstumsverlust in den reichen Regionen übersteigt.
Bei bedingter Konvergenz gelten diese einfachen Zusammenhânge nicht mehr. Un-
terscheiden sich die Regionen hinsichtlich ihres technologischen Niveaus, ihrer Spar-
bzw. Investitionsneigung und ihrer Bevolkerungsentwicklung, gleicht sich das Ein-
kommen über die Regionen auch dann nicht an, wenn der Umfang des Kapitalein-
satzes in der Produktion identisch ist. Zudem fallen das Ausgleichs- und Wachs-
tumsziel nicht mehr zwangslâufig zusammen, sondern hângen von der spezifischen
Situation der Regionen ab. Grob gesagt ist die Grenzproduktivitât des Kapitals nur
noch dann in den armen Regionen hoher als in den reichen, wenn ihr relativer
Rückstand bei der Kapitalausstattung deutlich groβer ist als beim technologischen
Niveau. Dies führt dazu, dass der bei bedingter Konvergenz durch die Umlenkung
von Kapital erzielte Wachstumsgewinn in den armen Regionen geringer sein wird
als der Wachstumsverlust in den reichen Regionen.