Regionale Wachstumseffekte der GRW-Förderung? Eine räumlich-ökonometrische Analyse auf Basis deutscher Arbeitsmarktregionen



UNTERSUCHUNGSANSATZ AUS DER EMPIRISCHEN

WACHSTUMSFORSCHUNG

Bis auf den Untersuchungsansatz in Schalk, Untiedt (2000), bei dem ein mikrooko-
nomisch fundiertes, dynamisches Mehrgleichungsmodell verwendet wurde, basieren
die im vorherigen Abschnitt vorgestellten Untersuchungen auf Einzelgleichungen.
Auch wenn Unterschiede im Detail festzustellen sind, so ist es doch für diesen
Schatzansatz Charakteristisch, dass als zu erklârende Groβe Wirtschaftspolitische
Zielvariablen wie das Pro-Kopf-Einkommen, die Arbeitsproduktivitat (definiert als
BIP oder BWS je Erwerbstâtigen) oder die Beschâftigung in einer Region stehen.
Als erklârende Groβe findet sich zum einen eine Variable, die der Erfassung des
Politikeinflusses in den Regionen dient wie etwa die GRW-Fordersumme je Einwoh-
ner. Zum anderen tauchen als weitere erklârende Variable Kennziffern auf, die die
Ausstattung einer Region mit so genannten Potenzialfaktoren anzeigen. Die Poten-
zialfaktoren bzw. ihre entsprechenden Indikatoren werden als Kontrollvariablen be-
notigt, um die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen von nicht der Forderpolitik
zurechenbaren Einflüssen zu „bereinigen“ und die Effekte der Politikvariablen ge-
nauer herausarbeiten zu konnen.

Bei den meisten der bisher vorliegenden Studien wird die Spezifikation der Schâtz-
gleichung, sowohl für die Auswahl der Variablen als auch für die Bestimmung der
funktionalen Form ihres Zusammenhangs, zumeist nicht auf Grundlage eines theo-
retischen Modells vorgenommen. Insbesondere bei der Frage, welche Potenzialfak-
toren neben den Variablen zur Erfassung des Politikeinflusses zusâtzlich in dem
empirischen Modell berücksichtigt werden sollten, fuβen diese Arbeiten in der Regel
auf ad hoc-Überlegungen. Die geschâtzten Gleichungen sind als reduzierte Form
von nicht nâher spezifizierten theoretischen Modellen zu interpretieren, und ent-
sprechend kann eine Beurteilung des Vorzeichens und der Groβenordnung der ge-
schâtzten Parameter lediglich auf Basis von Plausibilitâtsüberlegungen vorgenom-
men werden.

Im Folgenden wird eine methodische Erweiterung des Ansatzes von Alecke, Untiedt
(2007) vorgenommen, um mit einem aktualisierten Datensatz die Wirkungen der
GRW-Forderung empirisch zu überprüfen. Die Arbeit baut dabei explizit auf wachs-
tumstheoretischen Überlegungen auf, die in der empirischen Wachstumsforschung
als so genannte „Barro-Type“-Konvergenzregressionen populâr geworden sind.5 Im
5
Vgl. Barro, Sala-i-Martin (1995), Durlauf, Johnson, Temple (2005).



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