Regionale Wachstumseffekte der GRW-Förderung? Eine räumlich-ökonometrische Analyse auf Basis deutscher Arbeitsmarktregionen



Untersuchungsansatz aus der empirischen Wachstumsforschung

dieser Stelle sei erwâhnt, dass der zentrale Mechanismus in der Annahme der
abnehmenden Grenzproduktivitât des Kapitals liegt. Weil die Grenzproduktivitât des
Kapitals eine negative Funktion des bereits akkumulierten Kapitalstocks ist, ergibt
sich aus der neoklassischen Wachstumstheorie die Vorhersage, dass eine Region
mit einem geringen Kapitalbestand zu einem bestimmten Ausgangszeitpunkt nach-
folgend hohere Wachstumsraten aufweisen wird als eine Region mit einem hohen
Kapitalbestand. Zu beachten ist, dass der Kapitalbestand bzw. der Umfang des Ka-
pitaleinsatzes immer pro Kopf gemessen wird, man spricht auch von der Kapitalin-
tensitât. Unterschiedliche Bev0lkerungsgroβen der Regionen spielen somit für diese
Aussage keine Rolle.

Grundsâtzlich sind bei empirischen Untersuchungen auf Grundlage der neoklassi-
schen Wachstumstheorie zwei Fallunterscheidungen von Interesse: Auf der einen
Seite gibt es die so genannte
„unbedingte“ Konvergenz. In diesem Fall wird davon
ausgegangen, dass der einzige Grund, warum sich das Wachstum des Pro-Kopf-
Einkommens zwischen Regionen unterscheidet, in einer unterschiedlichen Ausstat-
tung der Regionen mit Kapital pro Kopf liegt. Wegen der abnehmenden Grenzpro-
duktivitât des Kapitals sollte eine einfache Regression über einen Querschnitt von
Regionen somit einen negativen Zusammenhang zwischen der Hohe des Kapital-
stocks in den Regionen zu Anfang des Untersuchungszeitraums und ihrem nachfol-
genden Wachstum des Einkommens liefern. In einer „Barro-Type“-
Konvergenzregression wird der Zusammenhang zwischen Einkommenswachstum
und Kapitalbestand pro Kopf allerdings nicht direkt geschâtzt, sondern die Hohe des
Kapitalstocks zu einem Zeitpunkt wird durch das Pro-Kopf-Einkommen zu diesem
Zeitpunkt ersetzt.

Auf der anderen Seite gibt es im Rahmen des neoklassischen Wachstumsmodells
den Fall der
„bedingten“ Konvergenz. Hierbei wird angenommen, dass interregiona-
le Disparitâten im Einkommen bzw. seinem Wachstum nicht nur auf die unterschied-
liche Ausstattung von Regionen mit Sachkapital zurückzuführen sind, sondern darü-
ber hinaus durch Unterschiede in der Bevolkerungsentwicklung, der In-
vestitionsquote und dem technologischen Niveau zwischen den Regionen verur-
sacht bzw. bedingt werden. Das technologische Niveau ist in der neoklassischen
Wachstumstheorie als eine Art „Sammelposten“ für alle anderen Potenzialfaktoren
der regionalen Wirtschaftsentwicklung und auch der wirtschaftspolitischen Einflüsse
zu verstehen. Maβgeblich bestimmt wird das technologische Niveau dabei vom
Stand des technisch verwertbaren Wissens einer Region. Dieser hângt von den
eigenen Innovationsanstrengungen, aber auch von den Moglichkeiten ab, „regions-
fremdes“ Wissen absorbieren zu konnen. Im Ansatz zur bedingten Konvergenz wird
daher der einfache Zusammenhang zwischen dem Wachstum und dem Niveau des
Ausgangseinkommens um weitere erklârende Variablen ergânzt. Zu diesen erklâ-
renden Groβen gehoren die von verschiedenen regionalokonomischen Theorien
nahe gelegten Potenzialfaktoren ebenso wie Variablen zur Erfassung von (regional-
)politischen Impulsen.



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