gesellschaftlichen Leben und somit die Gefahr einer politischen Radikalisierung. Da der
finanzielle Handlungsspielraum für eine aktive Arbeitsmarktpolitik sehr begrenzt ist,
setzt die Wirtschaftspolitik auf die Wirkungen einer vorsichtigen Liberalisierung des
Arbeitsmarktes.
Der Gesetzgeber novellierte im Marz 2001 auf Anregung der sog. „Sunrise Commissi-
on“ gegen heftigen Gewerkschaftsprotest Abschnitte des Arbeitsgesetzbuches mit dem
Ziel, Regulierungen im Bereich der Privatwirtschaft abzubauen. Hatten bislang freige-
setzte Beschaftigte einen Anspruch an den Arbeitgeber auf eine Übergangszahlung in
Hohe von zwolf (bei einer Beschaftigungsdauer von ein bis fünf Jahren) bzw. 24 bis 36
Monatsgehaltern (ab fünf Jahren), so wird diese „Kompensationsleistung“ auf ein Drit-
tel gekürzt. Zukünftig konnen Gewerkschaftsmitglieder - etwa 6%-10% der abhangig
Beschaftigten sind gewerkschaftlich organisiert - auch ohne Zustimmung des Arbeit-
nehmerverbandes entlassen werden, es sei denn, sie gehoren dem Vorstand der ortlichen
Zweigstelle an. Bislang waren Zeitvertrage bindend vorgeschrieben; zukünftig konnen
auch Werkvertrage geschlossen werden. Durch die skizzierten Regelungen werden Ri-
giditaten beim Marktaustritt abgebaut. Indirekt dürften sich auch die Chancen für die
Arbeitssuchenden verbessern, so dass sich das Beschaftigungsklima - auch aufgrund der
prognostizierten positiven gesamtwirtschaftlichen Performance - aufhellen wird und die
Zahl der Beschaftigten in den nachsten Jahren langsam ansteigt.
Der gesamtwirtschaftliche nominale Bruttodurchschnittslohn betrug 2000 pro Monat
1.008 Litas und war damit um 2,1% hoher als im Vorjahr; der Nettodurchschnittslohn
sank um 0,9%. Bei leicht beschleunigtem Preisauftrieb waren die Reallohne erstmals
seit 1993 rücklaufig. Sie sanken 2000 gegenüber dem Vorjahr um 1,9%.
Die (durchschnittliche) Altersrente erhohte sich 2000 - gemessen an der Steigerung der
kontraktbestimmten Einkommen - unterdurchschnittlich um 0,8% auf monatlich 312,5
Litas; sie belief sich 2000 auf 31,0% des Durchschnittslohnes.
Auβenwirtschaft
Die auβenhandelsorientierten Bereiche haben sich im vergangenen Jahr wieder positiv
entwickelt. Sowohl Ausfuhren wie Einfuhren expandierten. Sie stiegen gegenüber dem
Vorjahr um 26,8% bzw. 12,9%. Der Einfuhrüberschuss verringerte sich um 10,0% auf
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