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Menschen, allein Erziehende, Ein-Personen-Haushalte, insbesondere von Frauen, Personen
ohne Berufsausbildung, Haushalte mit mehreren Kindern, Haushalte mit kleineren Kindern,
Personen mit gesundheitlichen Einschrankungen, Personen mit sozialen und multiplen
Problemlagen. Zu den Gruppen, die eher kurze Zeit Sozialhilfe beziehen, gehoren
umgekehrt Personen mit beruflicher Qualifikation, Personen ohne gesundheitliche
Einschrankungen, Arbeitslose mit Anspruch auf Arbeitslosengeld oder -hilfe bzw.
Arbeitslose, die erst seit kurzem arbeitslos sind, Erwerbstatige und Personen in Aus- oder
Fortbildung. Dagegen wurden keine Unterschiede im Übergangsverhalten zwischen
ansassigen Deutschen und Auslandern festgestellt, die seit langerer Zeit in Deutschland
sind. Für Zuwanderer aus Osteuropa wurden in der Bremer Langsschnittstudie relativ kurze
Bezugszeiten festgestellt, wahrend Asylbewerber langere Zeiten aufwiesen, insbesondere in
der Zugangskohorte 1983 (Buhr/Weber 1996, 1998).
Untersucht wurde auch, ob die Chancen zum Ausstieg aus der Sozialhilfe mit der Zeit
sinken, was sowohl auf zunehmende Entmutigung oder Resignation hindeuten als auch mit
der Entwertung von Qualifikationen durch die Lange der Abwesenheit vom Arbeitsmarkt
zusammenhangen konnte. Eine fallende Rate kann jedoch auch die Folge vorgangiger
Heterogenitat der Hilfebezieher sein, weil Personen mit "guten Merkmalen" schneller
wieder aus dem Bezug herauskommen und die mit "schlechten Chancen" zurücklassen12.
Unterschiedliche Bezugsdauern sind in diesem Fall in unterschiedlichen Problemlagen der
Klientel begründet und nicht Folge des Systems der Problembearbeitung.
In multivariaten Modellen ergaben sich Hinweise auf eine mogliche Verfestigung von
Sozialhilfebezug im Zeitverlauf. So zeigte Buhr (1995: 157 ff.), dass Hilfebezieher, bei
denen die erste Episode langer als vier Monate dauerte, in der zweiten Episode schlechtere
Chancen zum Ausstieg aus der Sozialhilfe hatten. Die Analysen von Gangl (1998) mit der
Bremer Langsschnittstichprobe ergaben, dass die Übergangsrate aus der Sozialhilfe mit der
Dauer zwar sinkt, dieses Ergebnis aber vor allem für die Übergange in vorrangige
Sozialleistungssysteme zutrifft. Die Rate für die Abgange in den Arbeitsmarkt nimmt
demgegenüber im Zeitverlauf kaum ab. Erst nach mehr als zwei Jahren im Sozialhilfebezug
ist es unwahrscheinlicher, die Sozialhilfe durch Arbeit zu verlassen als zu Beginn. In den
neuen Bundeslandern sinkt die Übergangsrate in den Arbeitsmarkt dagegen im Zeitverlauf
schnell ab. Nach gut einem Jahr bestanden in Halle so gut wie keine Chancen mehr, den
Bezug durch Arbeit zu verlassen (vgl. Gangl 2000).
Weniger eindeutig und zum Teil widersprüchlich sind die Ergebnisse, was den Einfluss von
gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf Ausstiege aus der Sozialhilfe angeht,
12 Erkenntnisse aus den USA und Groβbritannien deuten darauf hin, dass vor allem
Selektionseffekte für die sinkenden Abgangschancen der Sozialhilfe verantwortlich sind, wahrend
der Entwertung von Qualifikationen und Entmutigungstendenzen eine geringere Erklarungskraft
zugesprochen wird (Heady 1997).