Aktive Klienten - Aktive Politik? (Wie) Läßt sich dauerhafte Unabhängigkeit von Sozialhilfe erreichen? Ein Literaturbericht



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(Ludwig 1996). Dabei sollte auch nicht vergessen werden, dass ein Teil der HLU-
Beziehenden bereits erwerbstatig ist.1
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Beeinflusst die Ausübung einer gering entlohnten Erwerbstatigkeit die Ausstiegschancen?
Im Grunde sollten Sozialhilfebeziehende, die einer Nebenerwerbstatigkeit nachgehen,
bessere Chancen besitzen, unabhangig von Sozialhilfe zu werden. Sie sind naher am
Arbeitsmarkt, konnen der Entwertung von Qualifikationen entgegenwirken und soziale
Netzwerke aufrechterhalten, die zu einer Verbesserung der Erwerbssituation beitragen
konnen. Bei Golsch ergab sich aber kein klarer Zusammenhang; vielmehr besitzen
Haushalte, die über ein "hohes" Einkommen neben der Sozialhilfe verfügen, und Haushalte,
die kein zusatzliches Einkommen vorweisen konnen, kurze Verweildauern, wohingegen ein
Pro-Kopf-Einkommen bis zu 250 DM mit langfristigem Hilfebezug in Verbindung steht
(Golsch 1999).

Welchen Einfluss hat die Teilnahme an Qualifizierung und an Maβnahmen im Rahmen der
Hilfe zur Arbeit auf den Ausstieg aus der Sozialhilfe? Bei Gangl (1998: 226 f.) zeigte sich
anhand von Analysen mit der Bremer Stichprobe, dass Personen, die eine Ausbildung oder
Fortbildung beendet hatten, schlechtere Chancen hatten, die Sozialhilfe durch
Arbeitsaufnahme zu beenden. Dies interpretiert Gangl als Ergebnis einer "negativen Auslese
der Personen, die nach einer Aus- oder Fortbildung im Sozialhilfebezug verbleiben".
Arbeitsmarkteinstiege erfolgen haufig direkt im Anschluss an eine Ausbildung oder aus
einer Ausbildung heraus, so dass die Personen mit schlechten Chancen in der Sozialhilfe
zurückbleiben. Die Teilnahme an Maβnahmen der Hilfe zur Arbeit im Rahmen der
Mehraufwandsvariante wirkt sich nicht fordernd auf die Arbeitsaufnahme im ersten
Arbeitsmarkt aus. Diese Variante der Hilfe zur Arbeit wird vielmehr haufig als Vorstufe zur
sozialversicherungspflichtigen Variante eingesetzt.

Weiterhin zeigte sich, dass unterschiedliche Einflussfaktoren wirksam sind, je nachdem, auf
welchem Weg der Sozialhilfebezug beendet wird. Insbesondere sind für
arbeitsmarktinduzierte Abgange andere Faktoren verantwortlich als etwa für einen Abgang
durch Einsetzen vorrangiger Sozialleistungen (Leisering/Voges 1992; Gangl 1997, 1998).
Bei den arbeitsmarktinduzierten Abgangen kann wiederum zwischen Arbeitsaufnahme,
Erhohung von Erwerbseinkommen und Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen
Beschaftigung im Rahmen der Hilfe zur Arbeit unterschieden werden.15

14 In Wiesbaden gingen zum Stichtag 31.12.2000 26,6 Prozent der Sozialhilfebeziehenden im
erwerbsfahigen Alter einer Erwerbstatigkeit oder Ausbildung nach (Brennecke u.a. 2001a: 31).
Die Ergebnisse der Sozialhilfestatistik wiesen aber zum Jahresende 1999 nur knapp 9 Prozent der
15-64jahrigen Personen im HLU-Bezug als erwerbstatig aus (Haustein 2001: 379).

15 In der Bremer Zugangskohorte 1989 wurden, wie bereits unter 2.1. ausgeführt, knapp 30 Prozent
der Sozialhilfeepisoden durch arbeitsbezogene Ursachen beendet, darunter 21 Prozent durch
Arbeitsaufnahme im ersten Arbeitsmarkt und jeweils etwa drei Prozent durch Hilfe zur Arbeit
bzw. hoheres Erwerbseinkommen.



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