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erklâren, warum einige Personen kontinuierlich, andere mit Unterbrechungen Sozialhilfe
beziehen. Anders ausgedrückt: Es ist noch weitgehend unklar, warum einige einen
dauerhaften und einige nur einen vorübergehenden Ausstieg aus der Sozialhilfe schaffen.
Ein moglicher Grund hierfür ist, dass die in den vorliegenden Studien herangezogenen
Daten auf der Analyse von Sozialamtsakten beruhen. Aktendaten konnen aber nur begrenzte
Informationen über den Lebenslauf von Sozialhilfebeziehenden liefern. Insbesondere ist
über die Zeit zwischen den einzelnen Episoden so gut wie nichts bekannt, also: Was haben
die Betroffenen zwischenzeitlich gemacht, wie war ihr Erwerbsverlauf, was ist im
familiâren Bereich passiert etc.? Die in den Akten enthaltenen Merkmale reichen also
offenbar nicht aus, um diskontinuierlichen Sozialhilfebezug zu erklâren.
Haufig wird angenommen, dass mit dem Ende des Sozialhilfebezugs keine gravierende
Verbesserung der Einkommens- und Erwerbssituation einhergeht. Analysen auf der
Grundlage des Soziookonomischen Panels haben beispielsweise gezeigt, dass materielle
Aufstiege oft nur in benachbarte Einkommensklassen führen und dass Betroffene nach dem
Ende einer Armutsepisode hâufig im armutsnahen Bereich verbleiben (Sopp 1994;
Hübinger 1996).18 Auch qualitative Studien deuten an, dass mit dem Ende des
Sozialhilfebezugs nicht immer eine Verânderung der Lebenslage einhergeht bzw. dass die
dem Sozialhilfebezug zugrunde liegenden Probleme nicht behoben sind, etwa weil noch
kein endgültiger Einstieg in den Arbeitsmarkt erfolgt ist oder schwerwiegende soziale
Probleme wie Drogenabhângigkeit bestehen. Ein Teil der Betroffenen hat wenig
Handlungsmoglichkeiten und Ressourcen, um ihr Leben dauerhaft zu stabilisieren, wodurch
ein erneuter Sozialhilfebezug nicht ausgeschlossen werden kann (Buhr/Hagen 2001;
Hagen/Niemann 2001). Eine Befragung von ehemals Sozialhilfebeziehenden in Halle/Saale
ergab, dass über die Hâlfte anschlieβend nur knapp über der Sozialhilfegrenze lag, also in
der Randzone des "prekâren Wohlstands" verblieben ist (Olk/Rentzsch 2002).
2.5 Zwischenfazit