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Wie bereits oben ausgeführt, ist in den letzten Jahren ein starker Ausbau
arbeitsmarktpolitischer und beschâftigungsfôrdemder Maβnahmen insbesondere auf
kommunaler Ebene zu beobachten. Analysen der Wirkungen solcher
BeschaftigungsmaBnahmen für Arbeitslose und/oder Sozialhilfebeziehende konnen weitere
Anhaltspunkte für die Ursachen von wiederholtem Bezug bzw. umgekehrt die
Voraussetzungen von dauerhafter Unabhângigkeit von Sozialhilfe geben. Hierdurch kommt
zugleich die Bedeutung institutioneller Hilfeangebote für den Ausstieg aus der Sozialhilfe in
den Blick. Im folgenden sollen deshalb die MaBnahmen zur Integration von arbeitslosen
Sozialhilfebeziehenden im Hinblick auf ihre Wirksamkeit untersucht werden.21
3.1 Wirkungen von arbeitsmarktpolitischen Maβnahmen
Betrachten wir zunâchst die Arbeitsmarktpolitik, die mit ihren Instrumenten wie ABM oder
Fortbildung und Umschulung mogliche Wege aus der Sozialhilfe bereitstellt. Hier sind in
den letzten Jahren verstârkt Versuche unternommen worden, die Wirkung der verschiedenen
MaBnahmen, insbesondere ArbeitsbeschaffungsmaBnahmen (ABM) sowie Fortbildung und
Umschulung (FuU) zu bestimmen.22 Hierbei geht es darum, den Verbleib von Teilnehmern
an bestimmten MaBnahmen sowie mogliche Einflussfaktoren zu ermitteln.23 Wenn es nach
einer ABM oder FuU zu erneuter Arbeitslosigkeit kommt, bleiben die Betroffenen im
armutsnahen Bereich mit der Gefahr erneuten Sozialhilfebezugs.
In Evaluationsstudien über den Erfolg von ReintegrationsmaBnahmen auf kommunaler
Ebene wurden Eingliederungsquoten in den ersten Arbeitsmarkt bis zu 30 Prozent ermittelt
21 Zu einer ausführlichen Bestandsaufnahme vorliegender Evaluationsstudien zu den Wirkungen
sozial- und arbeitsmarktpolitischen MaBnahmen vgl. Schmid (2002).
22 Zum Stand der Wirkungsforschung und zu methodischen Problemen der Evaluation vgl.
Blaschke/Plath (2000); Fitzenberger/Speckesser (2000) und Schmidt u.a. (2001). Insgesamt wird
konstatiert, dass "die derzeit in Deutschland vorliegenden Evaluationsstudien zur aktiven
Arbeitsmarktpolitik ... aufgrund einer unzureichenden Datenbasis und methodischer Probleme nur
in begrenztem Umfang verlâssliche Aussagen zur Wirksamkeit und zur Steuerung des
Instrumenteneinsatzes zu(lassen)" (Jahreswirtschaftsbericht 2001, zitiert nach Kress 2001: 105).
23 Als individuelle Erfolgskriterien werden in mikrookonomischen Studien Beschâftigungschancen
(Abgânge in Arbeit), die Stabilitât der Beschâftigung (Dauer der Arbeitsverhâltnisse), die Lohn-
und Gehaltsentwicklung nach Ende der MaBnahme und seltener nichtokonomische Ziele
(Zufriedenheit, Selbstwertgefühl, politische Einstellungen, Einstellung gegenüber anderen
sozialen Gruppen) untersucht. In makrookonomischen Studien stehen gesamtgesellschaftliche
Erfolgskriterien im Vordergrund: die Verânderung der Arbeitslosenstruktur, das Niveau der
Arbeitslosigkeit und der Beschâftigung unter Berücksichtigung von Mitnahme-, Substitutions-
und Verdrângungseffekten, die Verânderung der strukturellen Arbeitslosigkeit und die
Verânderung von Lohnstruktur- und Lohnniveau. Effizienzkriterien, die Kosten und Nutzen
angesichts verschiedener Verdrângungs-, Substitutions-, Mitnahme- und Steuereffekte ermitteln,
sind in den deutschen Evaluationsstudien nicht enthalten (vgl. Fitzenberger/ Speckesser 2000;
Rabe 2000).