Aktive Klienten - Aktive Politik? (Wie) Läßt sich dauerhafte Unabhängigkeit von Sozialhilfe erreichen? Ein Literaturbericht



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Eingliederungserfolg, die von der Sozial- oder Arbeitsverwaltung nicht beeinflusst werden
konnen (Hirschenauer 2001: 6). Nach den Ergebnissen von Vollkommer (2000) kann knapp
die Halfte der Streuung der Verbleibsquoten durch regionale Arbeitsmarktbedingungen und
die Teilnehmerzusammensetzung erklart werden (5). So ist die "Chance, im Anschluss an
eine ABM nicht arbeitslos zu sein, (...) in stadtischen Regionen geringer als in landlichen
und eine fortgeschrittene Tertiarisierung beeintrachtigt die Wiedereingliederung der
Teilnehmer" (2).

Schlieβlich wird von einigen Autoren auf das Problem der Selektivitat hingewiesen: Die
Weiterbildungschancen sind ungleich verteilt und bestimmte Personengruppen sind unter
den Maβnahmenteilnehmern Uberreprasentiert bzw. profitieren überproportional von den
Maβnahmen (Brinkmann/Schwengler 1997; Becker 2000). Hierbei ist auch zu
berücksichtigen, dass bei der Durchfuhrung von Fordermaβnahmen zwei konkurrierende
Ziele vorliegen. Einmal sollen vor allem Personen gefordert werden, die über andere
Vermittlungsleistungen nur geringe Chancen auf eine Eingliederung in den ersten
Arbeitsmarkt besitzen. Zum anderen sollen Personen gewahlt werden, die auch das notige
Durchhaltevermogen und die Motivation mitbringen, um von den Maβnahmen zu
profitieren.28 Ferner sind auch Selbstselektionseffekte plausibel: Personen mit hoherer
Arbeitsmotivation werden sich starker darum bemühen, in Forderprogramme aufgenommen
zu werden. Jaenichen (2000) geht auf Basis administrativer Daten der Arbeitsverwaltung
und einer Zusatzerhebung bei Arbeitsvermittlern der Frage nach, ob geforderte Arbeitslose
im Vergleich zu ungeforderten Personen Merkmale aufweisen, die mit positiven
Arbeitsmarktressourcen verbunden sind. Insbesondere bei Maβnahmen, die keine strikte
Zielgruppenorientierung aufweisen, findet eine Positivselektion statt. Es werden also in der
Regel Arbeitslose gefordert, für die auf Grund von Bildungsstand, Alter und Erwerbsverlauf
eher gute Wiederbeschaftigungschancen vermutet werden konnen (Jaenichen 2000: 451f.).29

Zusammenfassend gesagt wirkt sich die Teilnahme an Fortbildungsmaβnahmen vermutlich
positiver auf die Beschaftigungschancen aus als die Teilnahme an ABM, wobei hier
methodische Probleme einzelner Studien zu berücksichtigen sind. Über die Stabilitat der
anschlieβenden Beschaftigung ist jedoch wenig bekannt. Insgesamt zeigt sich eine starke
Bedeutung regionaler Kontextfaktoren für die Verbleibsquoten.

28 Das Interesse der Arbeitsmarktverwaltung oder einzelner Sachbearbeiter, hohe
Eingliederungszahlen zu erreichen, um im "Wettbewerb" mit anderen Àmtern oder Kollegen gut
abzuschneiden, setzt Anreize, vorwiegend Arbeitslose mit guten Wiederbeschaftigungschancen zu
vermitteln.

29 Nur die Variable "Qualifikationsdefizite", die auf der subjektiven Einschatzung der Vermittler
beruhte, wies eine positive Korrelation mit den Zugangschancen in FordermaBnahmen auf und
deutet darauf hin, dass die untersuchten Einstellungshilfen der Qualifizierung dienen sollen,
sofern diese Charakteristika nicht nachtraglich zur Rechtfertigung der MaBnahmen den Personen
zugeordnet wurden (Jaenichen 2000: 452).



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