zwischen der Wahl der Laufzeit einer Finanzierung bzw. Investition und dem Verlauf
der Renditestrukturkurve zu erlautern. Das Verstandnis der Relationen zwischen Ertrag,
Risiko und Laufzeit, welche durch den Verlauf der Renditestrukturkurve determiniert
werden, ist für jede Entscheidung im Finanzmanagement grundlegend und sollte inso-
fern ein wesentlicher Bestandteil der finanzwirtschaftlichen Lehre sein.
2. Renditestruktur und Markterwartungen
Sowohl Investition als auch Finanzierung besitzen einen zukünftigen Zahlungs-
strom, der mit verschiedenen Risiken verbunden ist. Dabei unterscheidet sich die Finan-
zierung von der Investition lediglich durch das Vorzeichen in der Zahlungsreihe. Zu-
künftige Zahlungen bedingen Risiken bezüglich der Inflationsentwicklung, des Zah-
Iungsausfalls des Schuldners, der Zinsentwicklung am Markt sowie der Verauβerbarkeit
bei handelbaren Krediten. Am Kapitalmarkt werden zukünftige Zahlungsstrome als
verbriefte Wertpapiere (z. B. Anleihen) gehandelt, so dass sich die Erwartungen der
Marktteilnehmer über die oben genannten zukünftigen Risiken in den Renditen wider-
spiegeln.2 Damit ermoglicht der Kapitalmarkt — anders als bei Realinvestitionen — den
Marktteilnehmern eine weitgehende Transparenz über die aktuelle Bewertung der Risi-
ken zukünftiger Zahlungsstrome. Die Bewertungsunterschiede lassen sich anhand der
Renditestrukturkurve ablesen, welche die Hohe der Rendite in Relation zur Laufzeit des
Zahlungsstroms abbildet.
Zur Berechnung der Renditestrukturkurve werden Kassazinssatze, so genannte
Nullkuponrenditen verwendet. Ein Kassazinssatz, im Englischen auch “spot rate” ge-
nannt, ist die Rendite eines Wertpapiers, dessen Verzinsung sich aus der Differenz zwi-
2 Bei Anleihen wird nicht der Preis, sondern die Rendite am Markt gehandelt. Der (Brutto-)
Kurs der Anleihe stellt den Gegenwartswert der mit der Rendite abgezinsten zukünftigen Zah-
lungen dar. Insofern ist die Rendite der entscheidende Bepreisungsfaktor.