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In Bezug auf die Gesamtbilanz bedeutet dies also, daβ Teile der Einfuhr als
"Verbrauchsenergie" den Organismus relativ rasch durchstromen und
ausgangsseitig als geleistete Arbeit oder Warmeabgabe erscheinen, wohingegen
andere Teile als Baumaterialien fungieren, d.h. in den Organismus "eingebaut"
werden und diesen nur Schrittweise durch Leistungsabgabe und damit
einhergehender Abnutzung und schlieβ∣ich Aussonderung in Form von
"Ausscheidungsstoffen" verlassen. Innerhalb des Baustoffwechsels
Unterscheidet v.BERTALANFFY wiederum Anbau- und Erhaltungsstoffwechsel
"je nachdem in ihm vorwiegend neue zelɪeigene Substanz gebildet oder nur
Untergegangene ... ersetzt wird" (1932, S. 192). Baustoffe und die in ihnen ge-
bundene oder gespeɪeherte bzw. "ruhende" Energie tauschen sich im Gegensatz
zu den Verbrauchsenergie Iiefernden Betriebsstoffen also nur Iangsam aus.
Energetische Vorgange und ihre Bilanzen beziehen sich m.a.W. nicht nur auf die
Betriebsstoffe und deren zur Ingangsetzung und -haltung des Gesamtprozesses
erforderlichen Verbrauch, sondern auch auf die mit der Bildung, Ersetzung,
Erweiterung, Abnutzung und Aussonderung der Baustoffe einhergehenden
Energiebindungen, -abgaben und -verluste20. In der Gesamtbilanz sind stets
sowohl Betriebs- und Baustoffwechsel, als auch deren Spezifischen
energetischen Vorgange enthalten , wobei man im Einzelfall wohl nur zu einer
annaherungsweise richtigen Unterscheidung gelangt: "Es ist unmoglich, Bau-
und Betriebsstoffwechsel Streng zu trennen. Baustoffe werden in Zeiten der Not
in den Betriebsstoffwechsel hineingerissen, Reservestoffe werden teils zu
baulichen, teils zu Betriebszwecken verwendet, und die in der Abbauphase frei
werdende Energie erschopft sich nicht allein in Bewegung, Warme, Licht,
Elektrizitat u.s.f., sondern auch in Synthetischen Vorgangen" (ebenda)21
Für eine Analyse des evolutorischen Wandels eines Einzelorganismus bietet die
stofflich-energetische Bilanzierung im Sinne v.BERTALANFFYs vor allem
folgende Ansatzpunkte:
20Das Verstandnis energetischer Vorgiinge auch in Bezug auf Baustoffe ist notwendig für spâtere okonomische
Analysen, in denen der Energiebegriff nicht nur auf den Betriebsstojf Verbrauchs- bzw. technische Energie
reduziert werden darf.
21Insofem ist zu der oben angefiihrten gesamten Stoff- und Energiebilanz von v.BERTALANFFY (siehe auch
[4])prazisierend anzumerken, daβ die Betriebsausgaben, denen ja auch die Ausscheidungsstoffe Zugerechnet
werden, nicht nur aus der aktuellen Einfuhr, sondern auch aus der Leistungsabgabe und dem Substanzverlust
von Baustoffen resultieren, was jedoch erst bei Zeitperioden-Betrachtungen relevant wird; v.BERTALANFFY
selbst nimmt an anderer Stelle diese Prazisierung vor, indem er daruf hinweist, daβ der Betriebsstoffvvechsel
jene Vorgange betrifft, "in denen Zugefuhrte Nahrstoffe oder Ossirniliertes Material abgebaut werden"(1942,
S. 49; Hervorhebungen d. A.)