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Charakterisierten Organe wie auch auf die chemischen Komponenten, wie
Trockensubstanz und Wassergehalt, Eiweiβ, Fett usf." (ebenda, S. 292). Dies
a∪βert sich beispielsweise darin, daβ bei jungen Tieren infolge von
Nahrungsmangel bzw. Unterernahrung das Wachstum des Gesamtkorpers zwar
gehemmt wird, jedoch das Wachstum einzelner Organe "auf Kosten anderer
Organe" (ebenda, S. 291) weiter geht, der hungernde Organismus damit sein
Regenerationsvermogen, also die Fahigkeit zur "Regeneration (als Herstellung ei-
nes Gleichgewichts der Organe)" (ebenda) nicht einbüBt, jedoch auf anderer
(vermutlich niederer) Ebene ein anderes Verteilungsergebnis, eine andereh
"Allokation" der verfügbaren Iebensnotwendigen Stoffe erzielt wird. DARWIN
(1963) beschreibt diese Struktur-Sachverhalte des Flusses und der Balance am
Beispiel von "Haustieren und Kulturpflanzen: wenn dem einen Teil Oder Organ
die Nahrung im Clbermaβ zustrômt, so flieβf sie dem anderen Teil sparlich oder
garnicht zu. (...) Wenn unter verànderten Lebensverhaltnissen (Hervorhebung
d.A.)eine bisher nützliche Bildung an Nutzen verliert, so wird ihre Verminderung
begünstigt; denn es kann dem Individuum nur zum Vorteil gereichen, wenn es
seine Nahrung nicht zum Aufbau nutzloser Strukturen vergeudet" (S. 163).
Durch veranderte Lebens- bzw. Umweltbedingungen, eine verânderte relevante
Umwelt also, werden im Organismus Offensichtlich Ungleichgewichte
"angestoβen": bestimmte Teile werden nützlicher bzw. dominander, andere
bedeutungsloser. Die Krafteverhaltnisse im Organismus verândern sich. Durch
Flüsse im Ungleichgewicht balanciert sich der Organismus neu aus; die Balance
steht für das Streben nach (dem alten oder einem neuen) Gleichgewicht.
FluBbeziehungen und Balancebeziehungen sir.d also zwei als Strukturen faβbare
Beziehungsarten zwischen den (heterogenen) Organismus-Bestandteilen.42
Limitiert werden diese Beziehungen durch den genetisch festgelegten "Bauplan"
(vgl. v.BERTALANFFY 1942, S. 216) des Organismus, also durch im Gesamt-
system Iiegende (genetische) Bedingungen. Dieser Bauplan instruiert sowohl die
Ausbildung der Organe und anderen Korperteile, wahrt ihre Spezifitat; als auch
ihr "technologisch"-funktionelles Zusammenwirken. Er sieht hierfür
Regelprozesse vor43, die die stofflich-energetischen Aktivitaten im Innern und
nach auβen steuern, d.h. die Reaktionsgeschwindigkeiten und -orte seiner
42In diesem Sinne stellen CZIHAK/LANGER/ZIEGLER (1992) fest:''Lebende Organismen - im Ablauf der
Zeit beobachtet - Offenbaren dem Betrachter zwei anscheinend entgegengesetzte Erscheinungsbilder: einerseits
das Erhaltenbleiben von Strukturen und die Stetigkeit IebenserhaItender Vorgiinge trotz Wechselnder, oft wid-
riger Umweltbedingungen ('Homiostase'), andererseits das Unabliissige AbIaufen energieumsetzender
Prozesse, wie Nahrungsaufnahme, Atmung, Stoffwechsel, Wachstum" (S. 578/79)
43In den Fortpflanzungszellen (Gameten) der Lebewesen ist die "gesamte Information für die Steuerung aller
Lebensprozesse und die Entwicklung und Ausbildung seiner Charakteristisehen Gestalt enthalten”
(CZIHAK/LANGER/ZIEGLER 1992. S. 178).