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Die Thermodynamik hat nachgewiesen, daβ Entropieproduktion, also
Energieentwertung mit einem Wachstum atomarer Unordnung, d.h. mit einem
Ordnungsverfall der Materie-Partikel und ihrer Bewegung verbunden ist; die
Stoff- und Energieflijsse im System also Ungerichteter, "zerstreuter" bzw.
"chaotischer" werden. Mit dieser Auflosung der Systemstrukturen verwischt die
Gestalt des Systems, sinkt Zwangslaufig die Erkennbarkeit seiner Elemente und
Beziehungen, also die aktuelle Information ∣a∣cχ Ciber das System:
dlakt < O (30)
wohingegen die potentɪell realisierbaren Zustande, mithin die potentielle
Information lp0t, also die Ungewiβheit, Steigen:41
d∣pot >0 (31)
5.2. Heterogene Element-Strukturen
GOETHE (1952) kennzeichnet in seinen naturwissenschaftlichen Schriften den
aus dem Stoff- und Energiewechsel Iebender Systeme hervorgehenden
Strukturierungsprozeβ wie foɪgt: "Wie sehr Unterscheiden sich dagegen
organische Wesen, auch nur Unvollkommene ! Sie Verarbeiten zu Verschiedenen
bestimmten Organen die in sich aufgenommene Nahrung und zwar, das übrige
absondernd, nur einen Teil derselben. Diesem gewâhren sie etwas VorzCigIiches
und Eigenes, indem sie manches mit manchem auf das innigste vereinen und so
den Gliedern, zu denen sie sich hervorbilden, eine das mannigfaltigste Leben
bezeugende Form verleihen, die wenn sie zerstdrt ist, aus den Llberresten nicht
Wiederhergestellt werden kann" (S. 281). FCir v.BERTALANFFY (1942) ist die
Strukturbildung das gegenüber der Groβenzunahme von Organismen "weit kom-
pliziertere(n) Geschehen(S) der Gestaltung, Determination und Differenzierung
der Organe und Gewebe - Vorgange, die in der bloβen Wachstumskurve in
keiner Weise zum Ausdruck kommen" (S. 272). KOESTLER (1990) formuliert
diesen Vorgang wie folgt: "Statt 'abzulaufen' wie ein mechanisches Uhrwerk,
das seine Energie durch Reibung verschwendet, baut ein Iebender Organismus
aus den Substanzen, die er konsumiert, Standig Vielschichtigere Substanzen auf"
(S. 259). PRIGOGINE∕STENGERS (1981) Stellen in Bezug auf das kleinste
Organismische System fest: "Die Iebende Zelle ist von staπd∙iger
Stoffwechselaktivitat erfüllt. Tausende von Chemisehen Reaktionen Iaufen
gleichzeitig in ihr ab und transformieren die Materie, von der die Zelle Iebt, syn-
4lEin diesbezügliches Verstanclnis des Zusammenhangs zwischen Entropie und Information fɪndet sich insbes.
bei Zucker 1974, Wehrt 1974 und v.Weizsiicker. E. 1974.