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eigener Kraft entsprach also dem Ideal der Politen. Im Praktischen kommt zu
diesem Bild der Selbstgenijgsamkeit aber noch weiteres hinzu, was WElLER
(1988) zu einer Auseinandersetzung veranlaβt: "Im modernen Schrifttum wird in
dieser Okonomischen Autarkie vielfach eine Art Selbstbescheidung, ein Verzicht
auf Zusatzliche Güter, die über den hauslichen Bedarf hinausgehen, gesehen" (S.
104); dies "kann nicht unbesehen akzeptiert werden. Die Beutezüge, der See-
und Menschenraub, das Prunken mit eigenem Besitz, der Wunsch, bei
Wettkampfen wertvoɪle Preise zu gewinnen, das sind klare Indikatoren für ein
recht ausgepragtes Besitzstreben der Menschen dieser frühen Welt" (eber∣da).
Nach FINLEY (1981) "gibt uns die Antike dennoch ein groβes Problem auf, das
sich durch mindestens zwei Fakten aufdrangt. Zum einen hat die Antike eine
vollig eindeutige Einstellung zum Reichtum. Reichtum war gut, eine notwendige
Voraussetzung für ein gutes Leben, und damit hatte es sich. (...) Zum anderen
gab es (...) im intellektuelɪen (oder Wissenschaftlichen) Sinne eine Basis für
einen groBeren technischen Fortschritt - in der Produktion - , als tatsachlich
erzielt wurde. (...) Die Frage kann man nicht einfach beiseite schieben, indem
man auf anders geartete Werte verweist, zumindest nicht, wenn einer dieser
Werte ein sehr starkes Verlangen nach Reichtum und groβangelegtem Konsum
war" (S. 172/73)64. ROSTOVTZEFF (1984) spricht in diesem Zusammenhang
auch von den Besonderheiten des griechischen Geistes: "Der Drang nach
politischer Unabhangigkeit und Herrschaft, Eifersucht und die Tendenz, den
Schwachen rücksichtslos zu unterdrücken, waren nicht weniger als die
Unbezahmbaren Schopferischen Impulse hervorstechende Kennzeichen der
Griechen" (S. 1057).
Vor dem Hintergrund dieser Vielschichtigen Bedürfnisse und ihrer Veranderung
war die Aufrechterhaltung von FIieBgIeichgewichten, in denen nicht mehr
verbraucht als erwirtschaftet wird, an ein sich wandelndes (produktives)
Potential gebunden, das neben seiner eigenen Regeneration und erforderlichen
Erweiterung stets einen LIberschuB für Umfangreiche politisch-rechtliche, militari-
sche und offentlich-^konsumtive Aufwendungen zu erzielen hatte. Wurde das
Potential in seinen Elementen und in deren Zusammenwirken dieser Aufgabe ge-
recht, vermochte es, mit den Bedürfnissen mitzuwachsen ?
64WEILER (1988) spricht in diesem Zusammenhang von einer "Norm des Reichtums" (S. 103), die sich im
Viehbestand des Herm eines Oikos , ''in der Zahl seiner Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine, aber auch der
Pferde und Maultiere" (ebenda) ausdriickte.
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