Nachfolgestaaten Jugoslawiens: Auf dem Weg in die Europaische Union?
Mazedonien - als EU-Beitrittskandidat akzeptiert;
die Verhandlungen über einen Beitritt begannen
2005 nach Erfüllung einiger politischer Auflagen,
insbesondere einer besseren Zusammenarbeit mit
dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag,
werden jedoch wohl erst 2009 abgeschlossen sein.
Wirtschaftlich steht Kroatien mit weitem Abstand
an der Spitze der hier betrachteten Staaten. Zwar
ist die Leistungsbilanz noch stark defizitar, die Ar-
beitslosenquote ist jedoch mit zuletzt nur noch gut
10 Prozent erheblich niedriger als in den anderen
Landern. Der Zustand der Offentlichen Finanzen
sowie die Preisentwicklung - bei einer Inflations-
rate von rund 3 Prozent - kOnnen als annahernd
befriedigend bezeichnet werden. Dabei ist das
Pro-Kopf-Einkommen mehr als doppelt so hoch
wie in Serbien und mehr als dreimal so hoch wie
in Bosnien und Herzegowina, dem Land mit dem
niedrigsten Wohlstandsniveau (Abbildung). Auch
die auslandischen Direktinvestitionen sind pro Kopf
der BevOlkerung hoch und werden nur von Monte-
negro übertroffen. Kroatien hat bereits eine Reihe
strukturpolitischer Reformen durchgeführt. Hierzu
zahlen insbesondere die Straffung und Reform
des Offentlichen Sektors mit einer Vereinfachung
des Steuersystems, die Privatisierung zahlreicher
Offentlicher Unternehmen u.a. im Energie- und
Telekommunikationssektor und die gemaβ den
EU-Richtlinien durchgeführte Neustrukturierung
der für Kroatien wichtigen Industriebereiche Stahl
und Schiffbau. Wie in den anderen Staaten gab
es zahlreiche Neuerungen im Bankensektor und
eine effizientere Kreditvergabe insbesondere für
die KMU.
Mazedonien
Nach der Unabhangigkeit 1991 sank das Bruttoin-
landsprodukt Mazedoniens wahrend der Balkan-
kriege - vor allem wegen des Wegfalls der Haupt-
absatzmarkte - bis 1996 um rund die Halfte. Das
Wirtschaftswachstum hat sich zwar erholt, war aber
schwacher als in den anderen NEJ und nicht aus-
reichend, die hohe Arbeitslosigkeit von rund einem
Drittel der Erwerbspersonen deutlich zu reduzieren.
Ansonsten sind die wirtschaftlichen Probleme ahn-
lich wie im groβen Nachbarstaat Serbien. Eine gute
Exportperformance weisen die Bereiche Eisen und
Stahl auf. Die Leistungsbilanz insgesamt ist noch
leicht defizitar, auch weil die LOhne im regionalen
Vergleich relativ hoch sind (etwa 40 Prozent über
dem Niveau Serbiens; nur in Kroatien sind die LOh-
ne hOher). Die Infrastruktur des Landes ist marode,
die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung un-
zureichend, die Bürokratie groβ und die Korruption
allgegenwartig. Der Privatisierungsprozess ist zwar
weiter fortgeschritten als in Serbien, indes mangelt
es an ausreichendem Management-Know-how und
Technologietransfer. Allerdings ist die Annaherung
Abbildung
Nominales Bruttoinlandsprodukt im ehemaligen Jugoslawien
In 1 000 US-Dollarje Einwohner
■ 1990
B Tiefststand nach 1990
I I 2002
I I 2006
Quelle: United Nations.
DIW Berlin 2007
an die EU mit dem bereits 2002 abgeschlossenen
Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen wei-
ter gediehen als in den meisten anderen NEJ. Im
Rahmen des Abkommens müssen im Hinblick auf
die anstehenden Beitrittsverhandlungen 33 Vertrags-
kapitel umgesetzt werden, von den Prinzipien des
gemeinsamen Marktes bis hin zu einer europaischen
Auβenpolitik. Seit 2005 hat Mazedonien bereits
den Status eines EU-Beitrittslandes. Politisch und
Okonomisch ist Deutschland der wichtigste Part-
ner des Landes. Verschiedene deutsche Institutio-
nen und BehOrden (zum Beispiel die Polizei aus
Brandenburg) engagieren sich für die Beratung in
Verwaltung und Politik (Wirtschaftsrecht, Steuer-
Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 50/2007
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