Wettbewerbs- und Industriepolitik - EU-Integration als Dritter Weg?



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Alfred Schüller

gernden Wissensgewinnung, Wissensteilung und Wissenskontrolle gesenkt werden.
Beim Übergang von der Invention zur Innovation kann hierdurch das Gewicht hoher
Standortkosten in dieser frühen Phase der Marktentwicklung erheblich gemindert wer-
den.

Perspektiven für rasch zunehmende Vermarktungserfolge des Neuen wecken Anrei-
ze, Kosteneinsparungspotentiale (Skalenertrage) zu entdecken, begleitet von diffundie-
renden Lern- und Erfahrungsprozessen, die imitierenden Konkurrenten die Chance bie-
ten, sich an einem Kosten- und Preissenkungswettbewerb zu beteiligen, um auf schnell
wachsenden Absatzmarkten Fuβ zu fassen. Hierzu gehort auch die Moglichkeit, die
Produktion in kostengünstigere Regionen zu verlagern und diese als Absatzmarkte zu
erschlieβen.

Mit dem Schwinden des innovativen Wissensvorsprungs gewinnen Skalenertrage die
Vorhand im Wettbewerb - durch verstarkte Wahrnehmung von Vorteilen der Imitation
und Variation, durch Ausschopfung von Kostensenkungsspielraumen, die in der Mas-
senproduktion liegen. Auf diese Weise konnen breitere Einkommensschichten als Kau-
fer gewonnen werden. Und wem es als Anbieter im verscharften Kosten- und Preissen-
kungswettlauf gelingt, die Produktion in kostengünstigere Regionen zu verlagern, kann
damit zugleich die Kosten der Erschlieβung neuer Absatzraume senken.

Auf diesem Wege werden Tendenzen der raumlichen Verdichtung oder intraregiona-
len Zentralisierung der Wirtschaftstatigkeit von der interregionalen und internationalen
Dezentralisierung abgelost. Im Wettbewerb zwischen kostenintensiven Ballungsgebie-
ten und kostengünstigen Regionen liegen die besonderen Chancen aufholender Lander -
vor allem bei der Anziehung von Direktinvestitionen als Voraussetzung für einen fort-
schreitenden Prozeβ der internationalen Einkommensangleichung.14 Denn Direktinvesti-
tionen bieten gegenüber Portfolioinvestitionen, die ausschlieβlich der Finanzanlage die-
nen, den Vorteil, Mittel der Finanzierung von Sachinvestitionen mit dem Import von
unternehmerischer Betatigung und Haftung, also mit einem Transfer von Wissen und
Haftungsvermogen zu kombinieren und - je nach Ausmaβ und Struktur - eine sektor-
übergreifende dynamische Investitionstatigkeit und verstarkte Integration in die interna-
tionale Arbeitsteilung zu begünstigen.

Zwischenfazit: Produktzyklus-Güter sind in ihrer Bedeutung für die Entstehung von
raumlichen Differenzierungs- und Nivellierungsprozessen sehr viel wichtiger geworden
als ortlich verfügbare Rohstoffvorkommen, die früher typischerweise den Standortvor-
teil der Schwerindustrie bestimmt haben. Damit dürften sich auch die Perspektiven für
die Verringerung der Rückstande im Entwicklungsstand der verschiedenen Regionen
aus sich heraus, also
endogen, günstiger gestalten. Und wenn dies als Bedingung für die
Verbesserung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts einer Wirtschaftsge-
meinschaft angesehen wird (Art. 158 EG-Vertrag), stellt sich die Frage, ob es Gründe
und Wege der Politikintegration gibt, die auf der Grundlage eines gemeinsamen Wis-

14 Zu den Faktoren, die den Strom der Direktinvestitionen in die neuen mittelosteuropaischen
Mitgliedstaaten der EU (sog. MOE-Staaten) beeinflussen siehe den Überblick in
EZB
(2005b, S. 12 ff.). Zu den Wirkungen von Direktinvestitionen auf Leistungsbilanz und Au-
βenhandel der MOE-Staaten siehe
Deutsche Bundesbank (2006, Nr. 1, S. 17 ff.).



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