Wettbewerbs- und Industriepolitik - EU-Integration als Dritter Weg?



20


Alfred Schüller

Der wirtschaftliche Aufschwung Bayerns mit der High-Tech-Region München und
mit dem wirtschaftlichen Aufstieg von Ingolstadt und Erlangen wird unter anderem auf
die Übersiedlung von Siemens aus Berlin im Jahre 1949 und auf andere Firmenzugange
aus Ostdeutschland zurückgeführt. Entscheidend hierfür dürfte aber letztlich die Anzie-
hungskraft einer menschenfreundlichen Rechtsumgebung gewesen sein. Wirtschaftliche
Verdichtungsraume mit einem groβen Potential für Unternehmerisches Handelns und
Wohlstandssteigerungen sind demzufolge Regionen mit komparativen Vorteilen in der
Rechtsqualitat.

3.4.4. Desintegrierende politische Entscheidungen

Die natürlichen und okonomischen Grenzen der Bildung von Verdichtungsraumen
konnen durch politische Entscheidungen erheblich hinausgeschoben werden. Dann ist
im Standordwettbewerb mit Fehlinformationen und Fehlentwicklungen der
endogenen
preisgesteuerten Anreize und Kontrollen zu rechnen. Das Aufholen der Peripherie wird
erschwert, negativen Agglomerationseffekten wird Vorschub geleistet. Die Hauptgrün-
de liegen, wenn die Erkenntnisse des theoretischen Institutionalismus für den Prozeβ
der Marktintegration berücksichtigt werden, im Staatsversagen, zum Beispiel in folgen-
der Hinsicht:

Verletzung der fiskalischen Àquivalenz:

Das Umschlagen positiver externer Effekte der raumlichen Ballung in negative Ex-
ternalitaten lost keine gegengerichteten Verhaltensanderungen und raumübergrei-
fenden Effekte der Wohlstandsangleichung aus. Damit ist zu rechnen, wenn die rea-
len Kosten der ortlich verwendeten Ressourcen (einschlieβlich der infrastrukturellen
Erschlieβungskosten) nicht oder nicht spürbar genug in die Kalkulation der Wirt-
schaftseinheiten eingehen. Die Ursache kann darin liegen, daβ die Knappheitsver-
haltnisse in den Regionen verfalscht sind und damit die Verteuerung eines Standorts
nicht verursachergerecht angelastet wird. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die
Folgekosten der Agglomeration nach dem
Gemeinlastprinzip von der offentlichen
Hand übernommen, von dieser vielleicht sogar dem wirtschaftsschwacheren Um-
land angelastet werden. In einer Gebietskorperschaft konnen dann Projekte im Wi-
derspruch zum Àquivalenzprinzip finanziert werden. Die mit dem Gemeinlastprin-
zip verbundene Verschleierung der Standortkosten verstarkt künstlich den Zugang
von Firmen in die wirtschaftsstarken Stadte und Regionen. Anders formuliert: Es
kommt nur dann zu okonomisch optimalen (knappheitsgerechten) Verdichtungen,
wenn die Individuen dort arbeiten und leben, wo das von ihnen gewünschte Bündel
an privat und staatlich bereitgestellten Gütern angeboten und prinzipiell nach dem
Àquivalenzprinzip finanziert wird.

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“:

Der Zuzug von Firmen in Groβstadte wird künstlich verstarkt, wenn - unabhangig
von den regionalen Knappheitsverhaltnissen - eine egalitare Lohnpolitik betrieben
wird und die Beschaftigungsbedingungen ex ante harmonisiert werden. Von den
Ballungsraumen gehen dann Informationen aus, die die Kalkulation der wande-
rungswilligen Firmen und Arbeitnehmer verzerren. Die Agglomeration wird ver-
starkt, zugleich gehen in den wirtschaftlich schwacheren Raumen weitere Arbeits-
moglichkeiten verloren. Ein Beispiel hierfür ist die Angleichung der ostdeutschen



More intriguing information

1. Lending to Agribusinesses in Zambia
2. Human Rights Violations by the Executive: Complicity of the Judiciary in Cameroon?
3. The name is absent
4. DETERMINANTS OF FOOD AWAY FROM HOME AMONG AFRICAN-AMERICANS
5. The name is absent
6. WP 1 - The first part-time economy in the world. Does it work?
7. The name is absent
8. The Impact of Financial Openness on Economic Integration: Evidence from the Europe and the Cis
9. Technological progress, organizational change and the size of the Human Resources Department
10. The name is absent
11. AGRICULTURAL TRADE IN THE URUGUAY ROUND: INTO FINAL BATTLE
12. Trade Liberalization, Firm Performance and Labour Market Outcomes in the Developing World: What Can We Learn from Micro-LevelData?
13. Luce Irigaray and divine matter
14. A Critical Examination of the Beliefs about Learning a Foreign Language at Primary School
15. Personal Experience: A Most Vicious and Limited Circle!? On the Role of Entrepreneurial Experience for Firm Survival
16. Output Effects of Agri-environmental Programs of the EU
17. The urban sprawl dynamics: does a neural network understand the spatial logic better than a cellular automata?
18. Gender stereotyping and wage discrimination among Italian graduates
19. The name is absent
20. Pricing American-style Derivatives under the Heston Model Dynamics: A Fast Fourier Transformation in the Geske–Johnson Scheme