OSTEUROPA-INSTITUT REGENSBURG
Working Paper Nr.282
berbeschaftigung und verbesserte Auslastung nicht mehr moglich sein. Die
Verbraucherkredite, die den Konsumboom der letzten Jahre ermoglichten, sind
im Zuge der Finanzkrise bereits gesunken. Die Verbesserung der Wettbewerbs-
fahigkeit durch die Abwertung ist bereits zu einem guten Teil erfolgt und nicht
auf Dauer ohne negative Folgen fortsetzbar.
- Angesichts des begrenzten Spielraums für signifikante Erhohungen der Kapital-
ausstattung und der Beschaftigung sind Produktivitatsverbesserungen notwendig
um hohes Wachstum zu erzeugen. Die Erfahrungen anderer Lander zeigen, dass
eine verbesserte Allokation der Ressourcen, die Entwicklung eines dynamischen
privaten Sektors und Zuflüsse auslandischer Direktinvestitionen dazu beitragen
konnen, das Produktivitatswachstum zu erhohen. Dies erfordert Reformen in den
Bereichen Governance, Wettbewerb, Investitionen in Humankapital, Technolo-
gie und Infrastruktur sowie Reformen im Finanzsektor.
- Die Ukraine weist als „late reformer“ im Vergleich zu den EU10 geringere Re-
formfortschritte und ein niedrigeres Produktivitatsniveau auf. Empirische Unter-
suchungen zeigen, dass der potentielle Beitrag einer Reallokation der Ressour-
cen und des Marktzutritts neuer Unternehmen zum Produktivitatswachstum hier
deutlich hoher ist als in fortgeschrittenen Reformlandern.37 Reallokation hangt
von der Mobilitat der Produktionsfaktoren ab, die ihrerseits wiederum von den
wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen beeinflusst wird.38 Die
staatliche Einflussnahme über implizite und explizite Subventionen und staatli-
ches Eigentum an Produktivvermogen behindert die Reallokation und mogliche
Produktivitatsfortschritte. Die Erleichterung des Marktzutritts neuer, produktiver
Unternehmen durch Regulierungsreformen, die Forderung des Wettbewerbs, um
den Marktaustritt unproduktiver Unternehmen zu erzwingen sowie die Verbes-
serung des Investitionsklimas auch im Hinblick auf auslandische Direktinvesti-
tionen, haben daher hohe Bedeutung (siehe dazu Abschnitt D).
37 Vgl. A. Alam et. al. (2008), S.13ff.
38 Der Einfluss geeigneter Rahmenbedingungen auf Investition und Innovation ist im Einzelnen sehr
schwer zu quantifizieren, eine Studie von Tiffin kommt zum Ergebnis, dass „Ukraine’s failure to tap its
full potential is mainly a result of its market-unfriendly institutional base. Having inherited a Soviet
framework that was ill suited to the needs of a market economy, Ukraine has been slow in establishing
the market-enhancing institutions needed to use its resources efficiently.“ Die okonometrische Analyse
von Tiffin quantifiziert - bei gegebenem Abstand von tatsachlichem Produktionsniveau und langfristigem
Produktionspotenzial - bei Durchführung entsprechender institutioneller Reformen die langfristige
Wachstumsrate mit 8,5% pro Jahr. Damit ware die Ukraine in der Lage, innerhalb einer Dekade das BIP
pro Kopf zu verdoppeln. Vgl. Tiffin (2006). Auch andere Studien zeigen einen engen Zusammenhang
zwischen Produktivitatswachstum und institutionellen Rahmenbedingungen. Eine Studie von Anos-
Casero und Udomsaph zeigt, dass zwischen 2001 und 2004 Verbesserungen des unternehmerischen Um-
felds zu einem deutlichen Anstieg der Produktivitat beitrugen. Den groβten Beitrag Ieisteten in der Uk-
raine Verbesserungen der Infrastruktur, die Verschlechterungen bei den Wettbewerbsbedingungen und
der Governance kompensierten. Insgesamt belegt die Studie, dass Produktivitatsunterschiede weitgehend
durch die unterschiedliche Ausgestaltung des unternehmerischen Umfelds erklart werden konnen. Vgl.
Anos-Casero, Udomsaph (2009). Auch eine okonometrische Analyse der OECD auf Basis von Unter-
nehmensdaten bestatigt die positiven Effekte starkeren Wettbewerbs auf die Arbeitsproduktivitat. Vgl.
OECD (2007), S. 113f. sowie Annex 3A3.
16