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Mainzer Modell, Pluslohn Duisburg und das Einstiegsgeld Baden-Württemberg
verzeichnen bislang die starksten Zugangszahlen (Kaltenborn 2001). Wahrend in Duisburg
v.a. Manner unter 40 Jahren in Arbeit vermittelt wurden39, dominieren beim Mainzer
Modell40 und starker noch beim Einstiegsgeld Frauen, die haufig einer Teilzeitbeschaftigung
nachgehen. In den jüngsten Bestandszahlen für das Mainzer Modell wurde ermittelt, dass 43
Prozent der Teilnehmer zuvor Sozialhilfe bezogen (Hollederer/Rudolph 2001). Das
Einstiegsgeld fordert definitionsgemaβ nur Sozialhilfebeziehende in einem Zeitraum von
maximal 12 Monaten.41 Nur jeder fünfte Teilnehmer hat eine Vollzeitstelle. Etwa 30 Prozent
der Teilnehmer brachen die Erwerbstatigkeit vorzeitig ab, wobei aber ein Viertel der
Abbrecher - zumeist allein stehende Manner - in besser dotierte Stellen wechselte. Ein
Maβnahmeabbruch war also nicht immer als Misserfolg zu interpretieren. Von den
Absolventen waren am Ende der Maβnahme zwei Drittel wieder im Sozialhilfebezug,
allerdings standen fast alle noch in Arbeit, ohne besondere finanzielle Anreize zu
beanspruchen (vgl. Dann 2001).
Insgesamt gesehen scheinen die neuen finanziellen Anreizinstrumente noch nicht ausgereift.
In manchen Fallen mit erganzendem Sozialhilfebezug wurde die Sozialhilfe auf die
Forderbetrage angerechnet, so dass die Arbeitsaufnahme keine finanzielle Besserstellung
zur Folge hatte. Auch beim Wohngeld betrug die Nettotransferentzugsrate nach wie vor 100
Prozent (Viering 2002: 6). Teilweise werden durch die Modelle auch neue "Fehlanreize"
initiiert. Kombilohnfallen (statt "Armutsfallen") entstehen, wenn die Überschreitung einer
Einkommensgrenze bedeutet, dass die Zuschüsse komplett entfallen und damit
Einkommensverbesserungen bestraft werden (Kaltenborn 2001). Andere Fordermodelle
sind so gestaltet, dass eine Zunahme des Brutto-Arbeitseinkommens eine sukzessive
Reduzierung des Nettolohns nach sich zieht (Sinn 2002).
Das Ausmaβ von Nachfragerestriktionen ist nicht geklart. Wahrend im Rahmen des
Duisburger Kombilohns problemlos Arbeitsplatze akquiriert werden konnten, kamen beim
Mainzer Modell Beschaftigungsaufnahmen trotz geringer Zugangszahlen auch aufgrund von
39 Von 1.600 kontaktierten Leistungsempfangern nahmen 1.063 an einem Einführungslehrgang teil,
500 Erwerbslose konnten in Arbeit vermittelt werden. Dass drei Viertel der Teilnehmer unter 40
Jahren sind, deutet darauf hin, dass eher Personen mit vergleichsweise guten Arbeitsmarktchancen
in das Programm aufgenommen wurden (IW 2000).
40 Bis August 2001 konnten 514 Zugange verzeichnet werden. Es wurden überwiegend Frauen und
Teilzeitarbeitsplatze gefordert. 67 Prozent der Teilnehmer waren zuvor arbeitslos gemeldet, 16
Prozent waren Berufsrückkehrerinnen oder kamen aus der stillen Reserve, acht Prozent waren
erwerbstatig und neun Prozent wechselten aus geringfügiger Beschaftigung in ein gefordertes
Arbeitsverhaltnis (Bittner u.a. 2001).
41 Zumeist werden allein Erziehende sowie langzeitarbeitslose Sozialhilfebeziehende gefordert,
jüngere Arbeitslose, wenn sie mindestens sechs Monate Sozialhilfe erhalten haben (teilweise
werden Personen unter 25 Jahren ausgeschlossen, weil Qualifizierungsmaβnahmen ein Vorrang
eingeraumt wird). Bei einigen Sozialhilfetragern (z.B. Tübingen und Rhein-Neckar-Kreis)
konnen nur allein Erziehende teilnehmen (Dann u.a. 2001).