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nach Athen verlegt) einzahlten kamen der Stadt Athen in Vielfaltiger Weise
zugute. Schiffbau, Handel, Handwerk und Landwirtschaft profitierten auf Kosten
der Bdndner von der attischen Herrschaft" (S. 112- Hervorhebung d.A.)69.
Der "blütenha t"-wachsende Verbrauch und Wohlstand der Polis Athen gründete
sich zunehm< nd Offenbar nicht auf einen gemaβ (11 a) "mitwachsenden"
eigenen Wirtschaftlichen "Kapitalstock" (i.w.S.)7°, sondern auf einen
wilikürlichen e,inseitigen Entzug Okonomischer Energien (Werte-Entzug) aus
anderen Wirtschaften; der Griff in die gemeinsame Kasse der attischen Biindner
dokumentiert dies ebenso wie die Zoll- und Hafengebuhren, die "Athen als
Hegemonialmacht des Seebundes mit seinen gut ausgebauten Hafenanlagen"
(ebenda, S. 153) erhebt. Wie wenig Bedeutung einer Erweiterung bzw.
Verstarkung der Eigenproduktion zukommt, zeigt sich auch im (Fern-) Handel
Athens: "Der gesamte Auβenhandel der griechischen Stadte - und Athen machte
dabei keine Ausnahme - diente zu alien Zeiten Gberwiegend der Unmittelbaren
Konsumtion, d.h. es gab keine Warenspeicherung groβen Ausmaβes, weder von
eingeführten ∩och von auszuführenden Produkten" (ebenda, S. 152). Sowohl
KLOFT Cerkennbar Gbersteigt der Import der Waren den Export" 1992, S. 121)
als auch KREISSIG ("Trotz dieses Clbergewichts des Imports gegenüber dem
Export" 1981, S. 153) verweisen auf den relativ hohen Importbedarf der Polis
bei einem Export, der sich - neben gewerblichen Luxusartikeln - "im
Wesentlichen auf Wein und Ol in Speziellen vom keramischen Gewerbe
gefertigten Amphoren sowie auf Honig zu reduzieren" (ebenda, S.151) scheint.
Den Beginn des Niedergangs der Polis Athen markiert aɪɪgemein der
Peloponnesische Krieg (431 bis 404 v.Chr.)71, der nach KLOFT (1992) Ausdruck
69 ARISTOTELES (Der Staat der Athener, 25) Charakterisiert den Ciifwendigen VerbrauchAthens aιf Kosten
der Bilndner wie folgt denn es kaπι in der Tat so, daβ ans den Tributen, Steuem und sonstigen Leistungen der
Bundesgenossen iiber Zwanzitausend athenische Manner ihren Unterhalt fanden. Da waren die Sechstausend
Mitglieder des Volksgerichts, die Sechzehnhundert Bogenschtitzen neb st zwðlfhundert Rntem; dann der Rat
der Fiinfhundert und die funfhundert Mann Besatzung auf der Werft neben den funfzig Wâchtem auf der Burg;
femer gegen Siebenhundert Manner in ini ândischen Beamtenstellen und ebensoviele auBerhalb der
Landesgrenzen. Da sie erst spàter in die groBen kriegerischen Verwicklungen eintraten, kam dazu noch ein
Normalstand von Zweitauseadfiinfhundert Schweibewafiheten sowie an Schiffen zwanzig Wachtkreuzer und
(zehn) andere Schiffe, welche die Besatzungsmannschaften Itinaus und wieder nach Hause brachten, mit ihrer
ausgelosten Bemannung von Zweitausend Kopfen; endlich das Piytaneion mit seinen Pensionaren, die vom
Staat erzogenen Waisen sowie die Gefangenenwarter. AUer dieser Menschen Haushalt war auf das
Gemeinwesen angewiesen und aus diesem zog das Volk, das in die Staat gezogen war, seinen Unterhalt''
(Ubersetzung aus STRUWE 1954, S. 201/202)
70In diesem Zusammenhang spricht KREISSIG (1981) "von einer relativ schmalen Cikonomischen Basis, die
Athen (...) damit Ieicht Verwundbar machte" (S. 151).
7' Die nach persðnliehen Erinnerungen von THUKYDIDES (II, 13 3.9) aufgezeichnete Rede von Perikles zu
Beginn des Krieges gibt ein Gesamtbild des Reichtums Athens, vor allem auch der in Unproduktive
Verwendungen geflossenen Mittel: ,Terikles redete den Athenem zu, sie brauchten sich keine Sorgen zu
machen; denn abgesehen von sonstigen Einkiinften erhalte der Staat allein an Tribut von den Bundesgenossen