Die Welt-Metallmarkte 2004 bis 2006: Versorgungsengpasse und Rekordpreise durch Chinas Rohstoffhunger
reichte sie 515 t.7 Die Produktion dieser Metalle ist
Iagerstattenbedingt hoch konzentriert - Südafrika
lieferte allein 78 % des Platins und 38 % des Pal-
ladiums, Russland 44 % des Palladiums und 14 %
des Platins.8 Nur fünf Bergbauunternehmen kon-
trollieren das Angebot: Anglo Platinum, Impala und
Lonmin (Südafrika), Norilsk Nikel (Russland/USA)
und Inco (Kanada).
Platin und Palladium werden heute vor allem für
Kfz-Abgaskatalysatoren verwendet (46 % bzw.
36 %). Die nachst wichtigen Einsatzgebiete sind
Schmuckwaren (29 % bzw. 17 %) und elektrotech-
nische Erzeugnisse (5 % bzw. 13 %).9 Daher beste-
hen enge Wechselbeziehungen zwischen der Ent-
wicklung von Katalysatorsystemen und den Preisen
von Platin, Palladium und auch Rhodium. In den
90er Jahren wurde Platin als altester Katalysator-
werkstoff teilweise durch das billigere Palladium
verdrangt, doch gab es 2000/2001 nach drastischer
Verteuerung des Palladiums wieder eine Rückkehr
zum Platin, das auch für Diesel-Katalysatoren zu-
nehmend verwendet wird. Lagen die Preise für Pla-
tin und Palladium in der Jahresmitte 2005 noch bei
880 US-Dollar/Unze bzw. 190 US-Dollar/Unze, so
führten verscharfte Emissionsvorschriften in China,
Europa, Japan und anderen asiatischen Landern,
steigende Verkaufszahlen von Dieselfahrzeugen in
Europa, verstarkte Kaufe chinesischer Schmuck-
hersteller und ein knappes Angebot im Mai 2006 zu
Rekordpreisen von 1 264 US-Dollar/Unze (Platin)
bzw. 369 US-Dollar/Unze (Palladium). Hierzu tru-
gen auch die Unsicherheit über die tatsachliche Hohe
russischer Exporte und Borsenspekulationen bei.
Inzwischen hat der teilweise Ersatz von Platin durch
andere Stoffe bei Katalysatoren und Schmuckwaren
sowie eine Ausweitung der Produktion in Südafrika
einen leichten Preisrückgang bewirkt.
Stahl und Legierungsmetalle
Naturgemaβ werden die Weltmarkte der Legie-
rungsmetalle maβgeblich von der Stahlkonjunktur
beeinfluβt. Der Stahlmarkt hat seit der Jahresmitte
2003 aufgrund der boomenden chinesischen Wirt-
schaft und der Wiederbelebung der Weltwirtschaft
einen kraftigen Aufschwung erlebt. Die Welt-Roh-
stahlerzeugung übertraf im Jahr 2004 erstmalig
eine Mrd. Tonnen und stieg im Jahr 2005 weiter
auf 1,13 Mrd. t.10 Der Anteil Chinas stieg von 20 %
(2002) auf 31 % (2005). Als Folge hiervon expan-
dierten auch die Produktion und der Welthandel
von Eisenerz auf Rekordhohen von 1,3 Mrd. t bzw.
719 Mill. t; Australien und Brasilien sind die groβten
Exporteure (239 bzw. 225 Mill. t) und China ist der
wichtigste Importeur (275 Mill. t). Die boomende
Nachfrage nach Eisenerzen und Stahlerzeugnissen
hielt bis in das Jahr 2006 an und führte zu kraftigen
Preis- und Gewinnerhohungen.11 Damit blieb der
Abbildung 1
Preisentwicklung ausgewahlter Edel-, Legierungs-
und NE-Metalle
In US-Dollar je Tonne
9 000 --------------------------------------------------------------------------------
2004 2005 2006
In US-Dollar je Unze
1 400 ---------------------------------------------------------------------------------------------
0 -------1 I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I
Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt
2004 2005 2006
Quellen: London Metal Exchange (LME); Metal Bulletin;
Johnson Matthey; The London Bullion Market Ass. (LBMA). DIW Berlin 2007
7 Hiervon entfielen 222 t auf Palladium, 217 t auf Platin und der Rest
insbesondere auf Rhodium und Ruthenium.
8 In Südafrika werden diese Metalle aus Erzhorizonten des Bushveld-
Komplexes („Merensky Reef“, „UG 2 Reef“), in Russland sowie in
Kanada dagegen als Beiprodukt aus sulfidischen Nickellagerstatten
gewonnen.
9 Angaben für 2005 nach Johnson Matthey, London.
10 Im Jahr 2006 ist vermutlich eine Welt-Rohstahlerzeugung von
1,21 Mrd. t erreicht worden.
11 So konnten die führenden Eisenerzproduzenten CVRD, BHP Billi-
ton und Rio Tinto, die 75 % des seegestützten Erzhandels bestreiten,
die Vertragspreise für das Jahr 2005 um 72 % erhohen. Für 2006
wurden Preiserhohungen um 19 % ausgehandelt.
Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 4/2007
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